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Endlich wieder Fluglärm

Immer mehr Länder Afrikas öffnen ihre Flughäfen wieder für den internationalen Flugverkehr

Von Ilona Eveleens (Nairobi) und Katrin Gänsler (Cotonou)

Die meisten internationalen Flughäfen in Ostafrika haben wieder geöffnet – nach Monaten der Schließung wegen der Coronapandemie. Ein Lufthansa-Flug war am Samstag eine der ersten internationalen Landungen in Kenia, das wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig ist. Die Passagiere und das Bordpersonal bekamen farbige Perlenarmbänder als Willkommensgeschenk. „Alles wurde getan, um die Freude zu zeigen, aber sicher auch um die Spannung unter den Passagieren zu lösen, weil jeder gespannt war, ob die Einreise mit den Covid19-Negativ-Zertifikaten auch wirklich klappte“, sagte Aseghedech Ghirmazion nach ihrer Ankunft. Die Deutsche lebt eigentlich in Nairobi, war aber ein halbes Jahr weg und konnte erst jetzt aus Berlin zurückkommen.

„Wir hatten keine internationalen Flüge seit 120 Tagen“, sagt Alex Gitari, Direktor der kenianische Flughafenbehörde KAA. Die ersten Passagiere, die auf dem Jomo-Kenyatta-Flughafen von Nairobi ankamen, waren vor allem zurückkehrende Kenianer oder Ausländer, die im Land arbeiten. Touristen kamen noch keine. Die Wiederöffnung erfolgt ausgerechnet zu einer Zeit, wo die Infektionszahlen in Ostafrika stark ansteigen. „Aber man muss weitermachen, man kann sich ja nicht einschließen“, sagt Ghirmazion. „Ich werde sehr verantwortlich mit der Lage umgehen.“

Äthiopiens internationaler Flughafen, Heimat von Afrikas größter Fluglinie Ethiopian Airlines, ist schon länger wieder offen. Die Flughäfen in Eritrea und Uganda sind vorläufig noch geschlossen. Nur Tansania hat die ersten Touristen schon vor ein paar Wochen empfangen. Das Land veröffentlicht keine Coronadaten mehr. Nach Angaben des autokratischen und sehr religiösen Präsidenten John Magufuli hat das Land die Krise in den Griff bekommen.

Die anderen Länder, die sich wieder öffnen, verlangen alle von Einreisenden die Vorlage eines negativen Covid-19-Testergebnisses. Manche verfügen zwei Wochen Quarantäne in Regierungsunterkünften oder Hotels, auf eigene Kosten. Ruanda verlangt, dass Passagiere nach der Ankunft einen zweiten Coronatest machen und das Ergebnis in einem Hotel abwarten. Sudan lässt nur Flüge aus Ägypten, Türkei und den Arabischen Emiraten landen.

Auch über Westafrikas Metropolen nimmt der Fluglärm wieder zu. In Cotonou, Benins Wirtschaftsmetropole, landen mittlerweile mehrmals pro Woche Flugzeuge von Air France, Ethio­pian Airlines und neuerdings auch wieder RwandAir. Anders als andere Länder der Region hat Benin seinen einzigen internationalen Flughafen nie wegen Corona komplett dichtgemacht.

Am Wochenende sind mehrere Nachbarländer nachgezogen, darunter Burkina Faso, Togo und der Niger. Senegal und die Elfenbeinküste hatten das bereits im Juli getan.

Vor allem online hat in den vergangenen Tagen der regionale Anbieter Asky – Partner von Ethiopian Airlines – mit Sitz in Togo Werbung gemacht. Seit Montag werden vorerst 16 Städte in West- und Zentralafrika angeflogen. Bisher nicht dabei sind Zielorte in den anglophonen Ländern. Vergangene Woche kündigte beispielsweise Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo an, dass die Grenzen geschlossen bleiben.

In Nigeria fliegen seit der zweiten Juli-Woche lokale Fluggesellschaften wieder mehrere Städte im Land an. Sie hatten während des Lockdowns betont, dass Tausende Jobs verloren gehen. Wann in Afrikas bevölkerungsreichstem Land der reguläre internationale Flugverkehr wieder aufgenommen wird, ist jedoch noch unklar. Laut Hadi Sirika, Minister für Luftfahrt, könnte das „vor Oktober“ der Fall sein. Erst war August im Gespräch gewesen.

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