: Bürgermeister gegen Rassismus
Am gestrigen Dienstag wurde in einer wegen der Corona-Pandemie nicht öffentlichen Gedenkstunde an die fast 100.000 von deutschen Kolonialtruppen ermordeten Herero und Nama erinnert
Ein Bündnis antikolonialer Initiativen hat am gestrigen Dienstag im Nelson-Mandela-Park des Völkermords an Herero, Nama und anderen Ureinwohnern im heutigen Namibia erinnert.
In der Gedenkstunde kritisierte der Rechtssoziologe und Namibia-Kenner Manfred Hinz, dass die seit Jahren laufenden Versöhnungsverhandlungen zwischen Deutschland und Namibia noch immer nicht zu einem Ergebnis gekommen seien.
In einer Videobotschaft im Vorfeld der Veranstaltung, die aufgrund der Corona-Pandemie nur in einem internen Kreis stattfand, rief Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) dazu auf, rassistische Strukturen zu überwinden.
Vor mehr als einem Jahrhundert ermordeten deutsche Kolonialtruppen Angehörige von Herero, Nama und anderen Ureinwohnern im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Schätzungen zufolge starben bis zu 80.000 Herero sowie mindestens 10.000 Nama. HistorikerInnen bezeichnen diese Gräueltaten als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Auftakt für den Genozid war die Schlacht von Ohamakari am 11. August 1904, auch als „Schlacht am Waterberg“ bekannt. Nach der Schlacht flohen die Herero in die Omaheke-Halbwüste. Ihre deutschen Verfolger riegelten das Trockengebiet und die wenigen Wasserstellen ab und schossen auf alle, die zu fliehen versuchten.
Der Völkermord sei Ansporn, für eine Welt einzutreten, die von Freiheit, Gleichheit und Solidarität geprägt sei, sagte Bovenschulte. Bremen habe zu Namibia eine besondere Beziehung. „Zum einen war der Bremer Kaufmann Franz Adolf Lüderitz ganz wesentlich daran beteiligt, dass die damalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika gegründet wurde. Zum anderen wurde in Bremen früh damit begonnen, die Kolonialgeschichte kritisch zu betrachten und aufzuarbeiten“, sagte er.
Das Mahnmal mit 300 Sandsteinen vom Waterberg im Nelson-Mandela-Park erinnert an den Genozid. (epd/taz)
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