„Lernen zuzuhören“

Rapperin Ebow spricht über ihren neuen Song, Solidarität und einen möglichen gesellschaftlichen Wandel nach diesem Sommer

Foto: Joanna Legid

Interview Catharina Strass

taz: Ebow, gerade haben Sie die Single „Feuerzeug“ veröffentlicht. Sie erscheint im Kontext der Black-Lives-Matter-Proteste. Worum geht es in dem Song?

Ebow: Es geht um Polizeigewalt und darum, Widerstand zu leisten. Hengameh Yaghoobifarah hat ja schon in ihrer Kolumne beschrieben, wie BIPOCs zur Polizei stehen. Wie der Rassismus sich auch durch diese Institution zieht und wie hilflos man ihm ausgeliefert ist. Und das nicht erst seit Black Lives Matter. Es ist eher ein Zufall, dass der Song gerade jetzt rausgekommen ist. Ich hatte ihn schon vorher fertig und habe ihn dann veröffentlicht, weil es einfach gut gepasst hat. Polizeigewalt ist Realität und war es auch schon davor.

Was macht Ihre Musik aus?

Ich habe nicht die Wahl, mal nicht politisch zu sein oder nichts zu sagen, weil ich selbst von institutionellem Rassismus betroffen bin. Ich habe nicht das Privileg zu sagen, „Das ist nicht Teil meiner Realität“ oder „Das juckt mich nicht“. Ich muss mich immer wieder dazu äußern. Das gehört einfach zu mir. Meine Texte haben sehr viel mit Solidarität zu tun und damit, füreinander da zu sein. Es geht um meine Communitys und um ein Verständnis füreinander. Es ist Musik von und für uns.

Rapperin Ebow

Ebow, bürgerlich Ebru Düzgün, ist eine deutsche Rapperin mit kurdisch-alevitischen Wurzeln. In ihren Texten geht es um Diskriminierungserfahrungen aus (post-)migrantischer Sicht.

Mit der Coronapandemie und weltweiten Protesten erleben wir einen Ausnahmezustand. Was erhoffen Sie sich von der Zeit danach?

Meine Hoffnung ist, dass sich nach diesem Sommer etwas ändert, im Sinne von wirklicher Solidarität. Vor allem, dass Minderheiten und marginalisierten Gruppen zugehört wird. Dass ihre Kritik nicht immer wieder kleingemacht wird und ein wirkliches Verständnis da ist. Leider passiert es noch oft, dass sich vor allem weiße Menschen angegriffen fühlen, sobald man sich systemkritisch äußert. Aber ich habe auch die Hoffnung, dass sich jetzt was ändert, weil sich durch die Debatten immer mehr Leute mit ihren Privilegien auseinandersetzen und lernen zuzuhören.