: Unterirdische Zahlen
Anbindung des Fehmarnbelt-Tunnels ist unwirtschaftlich
Ab einer gewissen Summe hört man auch in Brüssel auf zu zählen: So lässt sich zusammenfassen, was der Europäische Rechnungshof bezüglich der Pläne für den Fehmarnbelt-Tunnel in seinem am Dienstag vorgelegten Bericht beobachtet.
Die feste Belt-Querung, gehört zur Klasse der TFI, also der „Transfer Flagship Infrastructure“-Projekte. In dieser fasst der Bericht EU-kofinanzierte Verkehrsinfrastruktur-Vorhaben zusammen, deren Gesamtkosten eine Milliarde Euro übersteigen, die fürs Verkehrsnetz in der EU von Bedeutung sein können und die eine sozioökonomisch umwälzende Wirkung entfalten sollen. Ob sie es tun, und wann und mit welchen Nebenwirkungen, darüber „erhebt die Kommission keine Daten“, so die Rechnungsprüfer*innen.
Prinzip Hoffnung klingt zwar nett, ist aber hier wohl ein Methodenfehler: Wer nur positive Effekte auf den Tourismus erwartet, verliert aus dem Blick, dass während der kalkulierten achtjährigen schmutzigen Schacht- und Schichtarbeiten der Fremdenverkehr rund um die Baustelle zurückgehen dürfte. Und ob er wieder auflebt, wenn die Halbinsel keine Oase der Ruhe mehr, sondern ein Hotspot des Verkehrs geworden ist – man weiß es nicht. Wobei, wir wollen mal nicht übertreiben. Realistisch betrachtet dürfte die neue Strecke nämlich statt wie geplant von neun, laut Bericht jährlich von „nur einer Million Fahrgäste in beide Richtungen genutzt werden“. Das ist „viel zu wenig, um wirtschaftlich tragfähig zu sein“, so das Urteil der Rechnungsprüfer*innen.
An anderer Stelle prognostizieren sie Wachstum: Ein Anstieg der noch 2008 auf dänischer Seite veranschlagten Tunnel-Kosten von 5,016 auf 7,2 Milliarden Euro würde ein Plus von 54 Prozent bedeuten. Regelrecht explodieren wird der Preis für die 88 Kilometer lange Eisenbahn-Zubringerstrecke auf deutscher Seite: Aktuell werden etwas über vier Milliarden veranschlagt, statt wie bisher kalkuliert gut 800 Millionen. Benno Schirrmeister
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