heute in hamburg: „Bauprojekte müssen stressfrei sein“
Detlef Pätzold, 67, ist Bankkaufmann und Buchhalter. Mit seiner Frau betreibt er die Kita Krokophantsie.
Interview Maike Krob und Laura Strübbe
taz: Warum stellen die Baupläne der Sternbrücke, die heute in der Bürgerschaft diskutiert werden, für Kinder eine Gefahr dar?
Detlef Plätzold: Bei der Planung eines vierspurigen Ausbaus wurde kaum berücksichtigt, dass die Situation der Fußgänger*innen sowie der Radfahrer*innen mehr als brenzlig sein wird. Das betrifft auch uns selbst. Denn unsere Kita liegt kurz vor der Sternbrücke und bei der Johanniskirche an der Max-Brauer-Allee.
Inwiefern ist die Kita direkt von der geplanten Neuordnung des Verkehrs betroffen?
Einige Kinder kommen aus Richtung der Sternbrücke zu uns in die Kita. Unsere zehn Mitarbeiter*innen benutzen die Strecke privat und dazu kommt, dass die Tagesstätte mit ihren 60 Kindern von der Sternbrücke aus Ausflüge startet.
Was erwarten Sie von der geplanten Erneuerung der Brücke?
Ausreichend Raum für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen jeglichen Alters muss gewährleistet sein. Auch geht für mich das Vorhaben, eine gigantischen Brücke zu bauen, schon aus dem Grund nicht, da so die restliche Architektur drumherum optisch zerstört werden würde.
Muss Bauplanung kindgerecht sein?
Kindgerecht sollte Bauplanung in dem Sinne sein, dass geplante Objekte auch von Kindern genutzt werden können. Die Brücke selbst ist den Kindern, denke ich mal, egal. An die äußere Form einer Brücke gewöhnen sich Kinder schnell. Ob sie groß oder klein ist, das interessiert sie weniger. Bei der Bauplanung sollten deshalb Themen wie Luftverschmutzung, Lärm aber auch ausreichend Raum zur Bewegung beachtet werden.
Warum?
Bauprojekte müssen stressfrei für die Erwachsenen gestaltet sein. Denn die Anspannung der Eltern überträgt sich unmittelbar auf die Kinder.
Wie würden Sie einen alternativen Entwurf gestalten?
Die neue Brücke müsste analog der alten gebaut werden: mit drei statt vier Fahrspuren darunter. Außerdem haben wir – dabei spreche ich für die Kitas, Schulen und Elternräte rund um die Sternbrücke – einen offenen Brief an den Bürgermeister und den Verkehrssenator geschrieben. In diesem setzten wir uns für umgehendes und dauerhaftes Reduzieren des Autoverkehrs auf der Stresemannstraße und in deren Umgebung ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen