: Busfahren kostet wieder
Bis Mitte August sollen alle Busse Trennscheiben zu den Fahrer*innen erhalten. Dann wird wieder kontrolliert
Von Laura Strübbe
Seit dem 14. März galt in Hamburg die Verordnung, Fahrgäste nur noch durch die hinteren Türen in die Busse einsteigen zu lassen, um systemrelevante Fahrer*innen vor Ansteckung zu schützen. Nun werden alle 1.500 Linienbusse der Hochbahn und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) sukzessive mit Trennscheiben zu den Busfahrer*innen versehen, wie der Hamburger Verkehrsverband (HVV) mitteilte. Bis spätestens Mitte August sollen alle Busse entsprechend umgerüstet sein, die Investitionssumme beliefe sich dabei auf rund 1,5 Millionen Euro.
Die Einführung der Trennscheiben zielt in erster Linie auf den Schutz der Fahrer*innen und Fahrgäste, einen besseren Fahrgastfluss sowie eine bessere Durchlüftung, so die Pressesprecherin der VHH, Christina Sluga. Außerdem wäre in diesen Bussen der Verkauf von Fahrkarten durch die Fahrer*innen wieder möglich. Mittlerweile verzeichnen die Verkehrsunternehmen nach einem Rückgang Mitte März wieder spürbar mehr Fahrgäste, auch solche, die ohne Ticket unterwegs sind. Denn mit der Verordnung wurde ab März der Ticketverkauf über die Fahrer*innen eingestellt.
Jene, die eine persönliche finanzielle Notlage während der Coronakrise zum Schwarzfahren gedrängt hat, hatten bislang Glück, denn in Hamburg läuft man derzeit nicht einmal zu den Stoßzeiten einer*m Kontrolleur*in in die Arme. Denn Sichtkontrollen seien gar nicht möglich gewesen, bestätigt VHH-Sprecherin Sluga. Auch dem Vorsitzenden des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, leuchtet es ein, Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. Doch Naumann betont auch, dass die Zahl der Schwarzfahrer*innen rapide ansteige.
Seit Jahren kämpft der HVV gegen steigende Schwarzfahrer*innenzahlen an. Die Zahl der Personen ohne gültigen Fahrschein ist bei der VHH im letzten Jahr auf ein neues Zehn-Jahres-Hoch von 5,2 Prozent gestiegen, wie die Hamburger Morgenpost berichtete.
Vielleicht hat das vermehrte Schwarzfahren aber bald wieder ein Ende – mindestens 40 Busse sollen täglich im laufenden Betrieb ausgestattet werden, so VHH-Sprecherin Sluga. Dafür, dass gerade jetzt nur wenige Busse mit eingebauter Trennscheibe verkehren, hat der Pro-Bahn-Vorsitzende Naumann wiederum kaum Verständnis. Drei mit besagter Trennscheibe sind es bislang nur. Noch können Fahrgäste in finanzieller Notlage also zur Not auf den nächsten Bus warten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen