piwik no script img

Ein Spiel zu viel

Müde Düsseldorfer verpassen gegen Augsburg den vorzeitigen Klassenerhalt. Vor dem Saisonfinale ist nun Erholung angesagt

Eine nicht wirklich gute Figur: Niko Gießelmann (vorne) muss mit Fortuna weiter um den Klassenerhalt kämpfen Foto: reuters

Aus DüsseldorfAndreas Morbach

Nach einer kurzen Unterhaltung mit Mittelfeldakteur Adam Bodzek war Uwe Rösler zügig auf die Toilette verschwunden – und so verlassen von ihrem Trainer standen die Düsseldorfer Spieler erst mal ratlos am Mittelkreis. Zwar beließ ihnen das 1:1 gegen Augsburg alle Chancen, den Relegationsplatz auch am letzten Spieltag zu verteidigen. Andererseits fehlte den Rheinländern ein einziges Tor, um Konkurrent Bremen eine Runde vor Schluss unverrückbar in die Zweite Liga zu stoßen. Das Problem: Von diesem zweiten Treffer war Fortuna gegen den starken FCA meilenweit entfernt.

„Das war für uns nicht das Spiel und das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben“, bekannte Rösler, als er sich erleichtert hatte – und betonte: „Wir können besser spielen. Es ist jetzt meine Aufgabe, das in dieser Woche wieder hinzukriegen.“ Denn sonst droht den Rot-Weißen im zweiten Jahr nach der Rückkehr in die erste Fußball-Etage in der abschließenden Partie bei Union Berlin der direkte Abstieg: Schlägt Werder die nun geretteten Kölner im Parallelspiel 4:0, würde Düsseldorf selbst ein Remis in der Alten Försterei nichts nutzen. Es sei denn, es wäre ein 4:4 – in dem Fall spräche der direkte Vergleich (3:1 und 0:1 aus Sicht von Fortuna) für Röslers Ensemble.

Verwirrend war aus Sicht der Gastgeber vor allem, dass sie nach zahlreichen guten Auftritten in diesem Frühjahr und dem Last-Minute-Remis unter der Woche in Leipzig, immerhin Viertelfinalist in der Champions League, den Rückenwind aus Sachsen nicht mit ans Rhein­ufer nehmen konnten. „Normalerweise muss man nach dem 2:2 in Leipzig vor Selbstvertrauen explodieren. Leider war das nicht der Fall“, grübelte Abwehrchef Kaan Ayhan nach dem neunten Remis unter der Leitung von Rösler, der den Job Ende Januar von Friedhelm Funkel übernommen hatte.

Selbst Leistungsträger wie Ayhan, Kevin Stöger oder Valon Berisha agierten diesmal ungewohnt unsicher und fehlerhaft. Mit extrem aggressivem Pressing machte Augsburg der Fortuna das Leben vom Anpfiff weg schwer. Düsseldorfs vermeintlichem Führungstor durch Rouwen Hennings in der Anfangsphase verweigerte Referee Daniel Siebert wegen eines vorangegangenen Handspiels von Ayhan (der dabei leicht geschubst wurde) die Anerkennung. Fast postwendend traf Florian Niederlechner zum 1:0 für den FCA, Angreifer Hennings fabrizierte Mitte der ersten Halbzeit mit einem wild entschlossenen Linksschuss von der Strafraumgrenze den Ausgleich.

„Wenn man hinfällt, ist es entscheidend, wie man aufsteht“

Sturz-Experte Uwe Rösler

Doch je länger die Partie dauerte, umso müder wurden Beine und Köpfe der klassenkämpfenden Düsseldorfer. Aus psychologischer Sicht sei das „ein Spiel zu viel“ gewesen, diagnostizierte Rösler mit Blick auf die drei Begegnungen gegen Dortmund, Leipzig und Augsburg binnen sieben Tagen. Klare Schlussfolgerung des 51-Jährigen: „Wir müssen uns mental erholen, um mit frischem Geist und frischem Körper in das Union-Spiel zu gehen.“

Vor dem Gang in das nervenaufreibende Saisonfinale in Berlin-Köpenick verordnete er seiner Mannschaft deshalb ein verlängertes Wochenende. Am Dienstag treffen sich alle wieder. „Wenn man hinfällt, ist es entscheidend, wie man aufsteht. Und wir werden wieder aufstehen“, sagte Rösler schon mal mit einer Zuversicht, bei der die denkbare Unterstützung durch den in Düsseldorf wenig geschätzten Lokalrivalen Köln trotz des Rückschlags gegen Augsburg ein klares Tabu blieb.

Nur ein Pünktchen für die Domstädter bei den heimschwachen Bremern – und die Sache mit der Relegation gegen den Dritten aus der Zweiten Liga wäre aus Fortuna-Sicht geritzt. „Selbst ist der Mann, das war immer meine Devise“, retournierte Uwe Rösler die gemeine Frage nach einer möglichen Nachbarschaftshilfe allerdings in ortsangemessener Selbstverständlichkeit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen