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Bewerbung für die Weltklubs

Kai Havertz, 20, sticht in Gladbach aus einem guten Leverkusener Kollektiv heraus und befeuert selbst unfreiwillig Wechselgerüchte

Aus GladbachDaniel Theweleit

Vieles bleibt gewöhnungsbedürftig in dieser seltsamen Bundesliga vor leeren Tribünen. Einige Routinen jedoch sind schon nach zwei Spieltagen wieder zurück. Als Bayer Leverkusens Trainer Peter Bosz nach einer starken Mannschaftsleistung und einem beeindruckenden 3:1-Sieg bei Borussia Mönchengladbach um seine Meinung zum Auftritt von Kai Havertz gebeten wurde, reagierte er gereizt. „Es geht immer um Kai“, sagte der Niederländer, „aber ich glaube, dass wir als Bayer 04 eine Topleistung gebracht haben, Kai war einer davon, super. Aber da waren 13 andere, die genauso gut gespielt haben.“

Fußballtrainer mögen es nicht, wenn das allgemeine Interesse sich auf Einzelhelden fokussiert. Aber Bosz ließ sich dann doch ein auf das unausweichliche Havertz-Thema. Der 20 Jahre alte Nationalspieler spielt nach einer schwierigen Hinrunde wieder mit der Brillanz der Vorsaison. Nach zwei Treffern in Bremen im ersten Spiel nach der Coronapause hat er nun erneut zweimal getroffen, mit acht Toren und vier Vorlagen ist er der beste Scorer der Rückrunde. In jedem der jüngsten zehn Pflichtspiele war er an mindestens einem Tor beteiligt mit wettbewerbsübergreifend neun Treffern und sechs Vorlagen. Havertz habe „ein bisschen besser als gegen Bremen“ gespielt, sagte Bosz also mit gespieltem Understatement zur Leistung seines Offensivspielers. Vor allem aber sei er „glücklich“ über die „Mitspieler, die die Möglichkeit haben, ihm den Ball im richtigen Moment zu geben“.

Im Moment funktioniert Bayer Leverkusen als Gesamtkonstrukt besser als die meisten anderen Bundesligateams. Noch nie hat der Klub eine bessere Rückrunde gespielt, der Kader ist bestens besetzt, auch die Zukunftsplanung passt: Kein einziger Vertrag läuft im Sommer aus. Und Trainer Bosz, der einstmals den Ruf hatte, ein Dogmatiker zu sein, hat sich weiterentwickelt. Der 56-Jährige wechselt inzwischen je nach Gegner System und Taktik, ordnet bei Bedarf auch mal mehr Vorsicht an. Am Samstag fanden die Gladbacher lange Zeit keine Lücken im 3-4-2-1 der Werkself, die Idee, Havertz als Sturmspitze spielen zu lassen, entpuppt sich als Glücksfall.

Er ist wieder dieser Fußballer für die ganz besonderen Momente. Einer dieser Typen, für die irgendwann einmal der Begriff „Unterschiedspieler“ erfunden wurde. „Ich habe einen relativ weiten Blick“, sagte er, um eine seiner wertvollsten Begabungen zu beschreiben, die das frühe 0:1 ermöglichte (7.). In hohem Tempo hatte er den Ball mit erstaunlicher Gelassenheit durch die Beine des Gladbacher Torhüters Yann Sommer geschoben. Das 1:2 erzielte er per Elfmeter, die Latte traf er auch noch, es wäre verwunderlich, wenn es einen Topklub auf diesen Planeten gäbe, der diesen Fußballer nicht gerne verpflichten würde. Wobei auch die Leverkusener noch hoffen, Havertz halten zu können, schließlich ist der Transfermarkt des kommenden Sommers schwierig.

Der Nationalspieler spielt nach einer schwierigen Hinrunde wieder mit der Brillanzder Vorsaison

Dennoch gibt es immer wieder Wechselgerüchte. Vorige Woche berichtete das französische Magazin Le 10 Sport, Ziné­dine Zidane, der Trainer von Real Madrid, wolle den Leverkusener Star unbedingt verpflichten. Die Leverkusener verweigern im Moment jede Aussage über die Zukunft des vielleicht aufregendsten 20-Jährigen des Weltfußballs. Havertz selbst aber hat am Samstag zumindest angedeutet, dass er Leverkusen verlassen wird. Es sei „klar, dass im Moment viel spekuliert wird, aber nach solchen Spielen äußere ich mich da nicht so gerne zu“, sagte er, um dann doch eine interessante Andeutung zu machen: „Ich bin Leverkusen sehr dankbar. Und deswegen möchte ich das hier nicht, wo noch so viele Spiele gemacht werden müssen, durcheinanderbringen.“

Diese Sorge müsste er nicht haben, wenn er am Rhein bleiben wollte; es wird wohl so sein, dass in den kommenden Wochen irgendein Weltklub ­Havertz als neuen Star präsentieren wird.

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