Hengameh Yaghoobifarah
Habibitus
: Zu langweilig für Rap, zu untalentiert für Schauspiel

Foto: Ilgen-Nur Boral

Die deutschsprachige Comedy, ist sie deshalb so dermaßen schlecht, um die passende Qualität gewährleisten zu können, die Deutschland und Österreich verdienen? Das wäre logisch und irgendwie auch gerecht, wenn diese Gemeinschaften nur aus Menschen wie Mario Barth oder Sebastian Kurz bestünden. Doch auch wir gehören, wenn auch mit gleichzeitiger Verachtung für sie, zu dieser Gemeinschaft. And we’re not having any of this Lisa Eckhart nonsense.

Lisa wer? Ihr Name klingt wie die irrelevante Alman-Mitschülerin mit überhöhter Selbstwahrnehmung von früher. Geladen mit High-School-Bully-Energy besitzt sie das nötige Pretty-Privilege, um mit den Styles vom Anfang des letzten Jahrzehnts davonzukommen. Ich spreche nicht nur von ihrem Look – irgendwo zwischen Versace for H&M und Hetera, die die Garderobe ihrer lesbischen Mitbewohnerin kopiert –, sondern auch von ihrer künstlerischen Ästhetik. Ein wenig Verharmlosung sexualisierter Gewalt hier, ein Brocken Antisemitismus da, zwischendrin etwas Rassismus und das Ganze in dem Singsang des deutschsprachigen Poetry Slams, der mich schon 2013 anekelte.

Fern dieser Branche ist sie mitnichten: Weil keine Schauspielschule sie wollte, fand sie als sogenannte Slammerin ihren Platz auf der Bühne. Damit bleibt sie in der Tradition weißer mittelmäßiger Bürgerlichkeit. Wer nach dem Studium merkt, für Rap zu langweilig, für Schauspiel zu untalentiert und für Literatur nicht deep genug zu sein, aber schon mal den reaktionären Dorf-Stammtisch zum Schmunzeln gebracht hat, macht schließlich Poetry Slam. Poetry Slam kennen wir mittlerweile (leider) alle, den Dichter_innenwettbewerb gab oder gibt es im Abendprogramm jeder Uni-Mensa oder Studi-Kneipe. Als uninteressantere Kopie von Spoken Word – einem ursprünglich von Schwarzen US-Amerikaner_innen geprägten literarischen Performance-Format – hat es schon deutsche Hochkulturkoryphäen wie Julia Engelmann und Konsorten (sorry, kann mir so Namen wie Finn-Ole und Lasse nie richtig merken) hervorgebracht. Und ja, nun eben auch die Österreicherin Eckhart.

Die Fünf­tage­vorschau

Di., 5. 5.

Anja Maier

Bauern-

frühstück

Mi., 6. 5.

Ronya Othmann

& Cemile Sahin

Orient Express

Do., 7. 5.

Michelle

Demishevich

Lost in Trans*lation

Fr., 8. 5.

Anna Dushime

Bei aller Liebe

Mo., 11. 5.

Melisa Erkurt

Nachsitzen

kolumne@taz.de

In der ARD-Show von Dieter Nuhr – bei wem auch sonst? – waren neulich wegen eines älteren Stücks über #metoo alle Augen auf sie gerichtet. Sie hat die Formel geknackt: Wer nichts zu sagen hat, dennoch Leute zum Zuhören bringen will, erklärt sich selbst zur Gegner_in der Political Correctness und haut ein paar Jokes raus, die auch dann nicht lustig wären, wenn man über die massive Menschenfeindlichkeit hinwegsehen würde. So hat sich letztes Jahr an Karneval schon Annegret Kramp-Karrenbauer mit einem anti-queeren „Witz“ blamiert, Lisa Eckhart zieht nach. Während sie alte Tropen wie den geldgeilen und grapschenden Juden straight out of NS-Propaganda hervorholt, stand mit ihr ein weiterer Klassiker auf der Bühne: der deutsche oder österreichische Clown, dem für zwei Minuten Fame kein bisschen Judenhass zu viel ist.