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Lesungen mit Behauptungswillen

Notizbuch: Hin und Her um den diesjährigen Bachmannwettbewerb. Zur Not auch schlecht ausgeleuchtet

Der Bachmannpreis in Klagenfurt sollte – wie die Leipziger Buchmesse, wie der neue Deutsche Sachbuchpreis und überhaupt wie alles zurzeit – erst abgesetzt werden. Die Enttäuschung war groß. Fünf der sieben Jurymitglieder schrieben einen offenen Brief. Die Statuten sähen nun einmal Live-Lesungen vor, und die können halt nicht stattfinden, wurde gesagt. Dann müsse man die Statuten eben ändern, meinten die Juroren. Der ORF lenkte ein. Eine Arbeitsgruppe wurde gebildet, nun wird darüber nachgedacht, wie der Wettbewerb im Internet stattfinden kann.

Große Freude zuerst. Dann aber doch auch wieder Bedenken. Die Sponsoren wissen noch nicht, ob sie die Preisgelder auch für ein Internetevent ausgeben sollen. Die technischen Gegebenheiten wollen geprüft sein, denn will man wirklich die Jurymitglieder matt ausgeleuchtet jeweils vor dem heimatlichen Bücherregal sehen, so wie zurzeit die Arbeitskollegen im Homeoffice bei einer Zoom-Konferenz? Nein. Außerdem – und das haben die Juroren nachträglich dankenswerterweise klargemacht – darf so ein Internetklagenfurt keineswegs als Präzedenzfall dienen können; mit Fernsehmanagern, die sowieso wenig Sinn für Literaturlesungen haben, muss gerechnet werden, sie sollten das Ausnahmejahr 2020 nicht dazu nutzen können, Klagenfurt für alle Zeiten aus dem Programm zu werfen.

Kurz: Es gibt noch viel zu klären, sehr viel. Aber gut ist schon mal der kulturelle Behauptungswille, und dass vor diesem humorlosen Virus nicht gleich vollständig kapituliert wird. Auch wenn klar ist, dass zu Klagenfurt selbstverständlich eigentlich das Drama des Livemoments und das Klassenfahrthafte (und das Baden im Wörthersee!) gehören. (drk)

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