: „Das syrische Volk wird vor den Augen aller Welt getötet“
Mohammed Schakurdi (29) lebt in seiner menschenleeren Heimatstadt Atarib. Erst wenn die besetzt wird, will er fliehen
„Es gibt kein Leben mehr in Atarib. Das Regime ist auf eine Entfernung von fünf Kilometern vorgerückt. Die Bombardierung durch russische Kampfflugzeuge, der Hass auf Zivilisten sowie der jüngste Vormarsch des Regimes haben es unmöglich gemacht, hier zu leben. Die Leute haben Angst vor Rache an den Bewohnern der Stadt, die seit neun Jahren gegen das Regime auf die Straße gehen.
Sollten die Regimetruppen in die Stadt eindringen, werde ich natürlich fliehen. Ich werde in Nordidlib nach einer Mietwohnung suchen und dorthin umziehen, bis sich die Lage entspannt. Als das Regime in die Dörfer in Ostidlib eindrang, zeigte sich ihr Hass, zum Beispiel gab es Grabschändungen.
Ich befürchte, dass das Regime auch in Atarib eindringen und es besetzen wird. Das wird dazu führen, dass dieses kriminelle Regime sich dort fest installieren wird und wir nicht mehr zurückkehren können. Dann würde kein Ort übrig bleiben, an dem die syrische Revolution weiterlebt.
Ich fordere die Europäer auf, Druck auf ihre Regierungen auszuüben, bis eine Flugverbotszone zum Schutz der Zivilbevölkerung verhängt wird. Hilfslieferungen, Zeltlager oder sonst irgendetwas nutzen nichts, solange nicht eine Schutzzone errichtet wird. Das syrische Volk wird in Idlib vor den Augen aller Welt getötet, ohne dass etwas geschieht. Die Völker haben Angst vor dem terroristischen Russland, das die Kampagne zur Auslöschung des revolutionären syrischen Volkes anführt.“
Protokoll und Übersetzung:
Jannis Hagmann
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