: Virus schwächt globalen Aktienmarkt
Vor allem Logistik- und Luxus-Konzerne und der Ölpreis verzeichnen Verluste
Die Ausbreitung des Coronavirus in Südkorea und Italien hat über das Wochenende die Anleger schockiert. Aktienkurse brachen zum Wochenbeginn ein, die Ölpreise gaben nach. Gefragt waren hingegen Anlagen wie Gold, Staatsanleihen oder US-Dollar, die als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten gelten. „Klar ist, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie erheblich sein werden“, kommentierte Michael Bissinger, Experte bei der DZ Bank. Die wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsausfälle, gestörte Lieferketten und die Ausfälle im Reiseverkehr seien vor allem für China und die asiatischen Anrainerstaaten schon jetzt beträchtlich.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte bereits seine Wachstumsprognose für China. Auch Unicredit-Chefvolkswirt Erik Nielsen rechnet mit einem deutlichen Konjunkturknick im Reich der Mitte. Die Wirtschaft des Landes dürfte demnach im ersten Quartal nur noch um 3 Prozent wachsen, nach rund 6 Prozent Ende 2019. Angesichts der starken Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft werde das Auswirkungen auf die globale Konjunktur haben. Unternehmen verkaufen nicht nur Waren nach China, sondern beziehen auch Vorprodukte aus dem Land. Stockt die Produktion in chinesischen Fabriken länger, weil sie wegen des Virus geschlossen bleiben, geraten auch deren Kunden in Bedrängnis. Der vielleicht prominenteste Fall: Apple kassierte wegen des Coronavirus erst jüngst seine Umsatzprognose für das laufende Quartal wegen Lieferengpässen bei iPhones. Am Montag warnte auch der britische Mischkonzern AB Foods vor Auswirkungen auf seine Textilkette Primark.
Wird weniger produziert, muss auch weniger transportiert werden. Das bekommen als Erstes Logistikkonzerne und Fluggesellschaften zu spüren. Ihre Aktien zählten zum Wochenstart zu den größten Verlierern neben den Papieren deutscher Autobauer. Für den deutschen Leitindex DAX ging es am Vormittag insgesamt um dreieinhalb Prozent abwärts. Auch im Rest Europas sowie in Asien ging es bergab. Aktien des Tickethändlers und Veranstalters CTS Eventim knickten im MDax der mittleren Werte besonders stark ein. Unter Druck gerieten auch Papiere der Luxusbranche, die ihre Umsätze mit Käufen von Touristen machen. Die Konjunkturängste drückten auch auf die Ölpreise. Seien immer mehr Länder und Kontinente von dem Virus betroffen, dürfte dies Bremsspuren bei der Wirtschaftsaktivität und der Reisetätigkeit hinterlassen, sagte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Das ohnehin schon bestehende Überangebot am Ölmarkt falle dann noch größer aus. (rtr)
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