Adelige wollen die Sau einsperren

Familie von Bismarck will ihr mittlerweile illegales Jagdgatter in ein öffentliches Tiergehege umwandeln

Von Esther Geißlinger

Das verbotene, eingezäunte Jagdrevier soll künftig Tierpark heißen: Das ist die neuste Idee der Familie von Bismarck, die sich seit über 20 Jahren dagegen wehrt, ein Wildschwein-Gehege im Sachsenwald (Kreis Herzogtum Lauenburg) zu öffnen. Das Töten von Tieren in solchen umzäunten Jagdgattern – Kritiker sprechen von Jagdbordellen – ist aus Tierschutzgründen seit 1999 verboten, auch eine Übergangsfrist endete 2015.

Nach weiteren Verfahren, die die Familie verloren hat, müssen die Zäune des Gatters Anfang April abgebaut werden. Eine Jagd in einem solchen Gatter bringt Jäger*innen planbares Jagdglück, nimmt den Tieren aber die Möglichkeit, in Panik zu fliehen.

Nachdem klar ist, dass das Gatter nicht bleiben darf, kommt aus dem Hause Bismarck nun ein neuer Vorschlag: Das Gehege soll umzäunt bleiben, aber Besucher*innen rein dürfen – zum ersten Mal an diesem Samstag.

Die adelsnahe Bild-Zeitung findet die Idee super und lässt Graf Maximilian von Bismarck zum Volk sprechen: „Wenn ich das Erbe meiner Vorfahren mit der Öffentlichkeit teilen muss, dann will ich das gern tun, wenn ich dieses Erbe damit erhalten kann.“ Laut dem Bismarck-Plan könne hin und wieder eine Schulklasse im eingehegten Wald spazieren gehen und die Tiere hätten eine „Ruhezone“.

Vielen Einwohner*innen der nahe gelegenen Gemeinde Dassendorf kommt das entgegen, denn sie fürchten Sauen-Invasionen in ihren Gärten und Wildunfälle, wenn die seit 170 Jahren eingesperrte Schweinepopulation die Freiheit entdeckt.

Dumm nur: Tiere, die in einem umzäunten Gebiet leben, vermehren sich. Damit es nicht bald mehr Schweine als Bäume im Sachsenwald gibt, dürften die von Bismarcks weiter Schweine schießen – oder? Nein, sagt das schleswig-holsteinische Umweltministerium: Ein Tierpark sei ein „befriedeter Bezirk“, in dem Jagen verboten ist. Das bestätigt Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises.

Tatsächlich sei es rechtlich kompliziert, aus einem Tierpark überzählige Schweine zu „entnehmen“, und ob das per Abschuss passieren dürfte, wäre außerdem zu prüfen, sagte er der taz: „Da müsste jedes einzelne Tier untersucht werden, ein Veterinär dabei sein.“ Das Argument, dass die Zahl der Wildschweine im Umland durch die Öffnung des Gatters übermäßig stark steigen würde, sieht Frohnert nicht. „Der Bestand an Tieren ist im Gehege genauso wie in den umliegenden Wäldern.“ Zudem sollen die Gatter nach und nach geöffnet werden, um die Tiere nicht zu überfordern. Es wird also keine Riesenherde in die Dassendorfer Gärten strömen.

Aktuell wird der Antrag der Familie geprüft. Zum laufenden Verfahren möchte der Kreis sich nicht äußern, doch Frohnert sagt: „Es gibt vieles zu bedenken.“ Das klingt nicht, als ob die Tierparkidee ein Selbstgänger sei.

Treffpunkt für den Besuch im Jagdgatter ist Samstag, 15. 2., 11 Uhr am Forsthaus