petition der woche
: Evangelikaler Prediger:
Kölle, wie es hasst und bebt

Anlass der Petition

Der Auftritt eines homophoben und rassistischen US-Predigers

Das wollen die Initiatoren

Dass die Veranstaltung abgesagt wird

Das wollen sie nicht

Hasspredigten auf der großen Bühne

Am 20. Juni 2020 soll in Köln das „Festival of Hope“ in einer großen Mehrzweckhalle stattfinden. Das Festival wird von der Billy Graham Evangelistic Association organisiert. Das Ziel ist: „den Menschen die Liebe Gottes zu verkünden, die Jesus Christus brauchen“. So steht es auf der Website. Der Hauptredner ist Franklin Graham, Präsident der Evangelistic Association und ein umstrittener Prediger aus den USA.

In der Vergangenheit geriet Franklin Graham, Sohn des Predigers Billy Graham, oft in die Kritik wegen rassistischer, queer- und islamfeindlicher sowie homophober Aussagen. Über den Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten, Pete Buttigieg, der in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt, schrieb er vergangenes Jahr auf Twitter: „Als Christ glaube ich der Bibel, die Homosexualität als Sünde definiert, als etwas, das man bereuen muss, und nicht als etwas, das man zur Schau stellt, lobt oder politisiert.“

In Großbritannien wurden nach Protesten von LGBTQ+-Aktivist*innen alle öffentlichen Auftritte des Predigers abgesagt. In einem Interview mit dem Guardian äußerte sich Graham erbost: „Wir werden wegen unserer religiösen Überzeugungen und unseres Glaubens verleugnet.“

Nun fordert auch „Die Urbane“ den Veranstalter Lanxess-Arena auf, den Kölner Auftritt des Predigers abzusagen. Die Partei mit Sitz in Berlin engagiert sich für Menschen, die „keine Repräsentanz erfahren“, erklärt Generalsekretär Fabian Blume. Seine Kollegin Niki Drakos, Bundesvorsitzende der Partei, hat deshalb eine Petition erstellt. Dass man so eine Veranstaltung zulasse, greife die Grund- und Menschenrechte an, findet sie.

Die taz hat den Veranstalter mit der Kritik konfrontiert. Ein Sprecher antwortet per Mail: Das „Festival of Hope“ sei als christliches Format gebucht worden, damit gehe ein offener Umgang mit christlichen Werten und dem hohen Gut der Glaubens- und Religionsfreiheit einher. „Uns ist bewusst, dass dieses Veranstaltungsformat auch kritisch gesehen wird“, schreibt er. Zur Petition selbst will der Veranstalter sich nicht äußern.

Die taz fragte auch bei den Festival-Organi­sa­tor*in­nen nach und bekam eine Stellungnahme von Graham selbst zurück: „Ich predige nie über Politik – ich bringe eine Botschaft über Gottes Liebe aus der Bibel.“

Auf der Facebook-Seite des Festivals äußern sich viele entsetzt über die Ansichten des Predigers und kommentieren die Beiträge der Organisator*innen. „Hassprediger haben hier nichts zu suchen! Diese Veranstaltung muss abgesagt werden!!!“, schreibt eine Userin. Ein anderer: „Dass Köln diesen Mann auftreten lässt, ist unverständlich.“

Die Stadt müsse ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden, sagt Niki Drakos. „Eine Person wie Franklin Graham, der eine klare antiqueere und antimuslimische Haltung hat, widerspricht unseren Werten“, ergänzt Fabian Blume.

Dass sich der Prediger gerade den 20. Juni in Köln ausgesucht hat, kann man als Angriff auf das weltoffene, queerfreundliche Klima der Stadt verstehen. Denn am selben Tag fängt die Cologne Pride an, ein Festival der schwul-lesbischen Community, in dessen Rahmen auch der Christopher Street Day gefeiert wird.

Eliane Morand