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Benjamin Moldenhauer Popmusik und EigensinnEs wird aber besser

Foto: privat

Vergleichsweise wenige Frauen machen in Bands Musik und sind dabei nicht nur künstlerisch, sondern auch kommerziell erfolgreich. Die rockistische Annahme – Frauen können halt nicht so gut Gitarre spielen (nicht so gut auflegen, nicht so gut trommeln usw.) – hört man noch immer hin und wieder, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher. Abgesehen davon, dass das empirisch Quatsch ist, weiß man seit spätestens 1978, dass die schlimmste Musik ja gerade von Männern gemacht wird, die exzellent Gitarre spielen können. Die Gründe für männliche Dominanz sind historisch zementierte Rollenzuweisungen, Ausschluss, Männerbund.

Aber es wird besser. Viel hat sich getan in den letzten Jahren, und die Aufarbeitung der strukturell verpimmelten Musikgeschichte läuft bereits. Demnächst erscheint „The Sex Revolts“ von Joy Press und Simon Reynolds endlich auf Deutsch, ein Buch, in dem schlüssig der Beweis geführt wird, dass die Rockgeschichte nicht zuletzt Ergebnis einer panischen Flucht vor als kastrierend imaginierter Häuslichkeit ist. Und es wird weiter an einer Popgeschichte geschrieben, die einen Gegenkanon konstruiert. Dazu gehören Les Reines Prochaines aus der Schweiz. Ein Gegenmodell auch zur Band als klar definiertes Konstrukt mit eindeutigen Rollen. Les Reines Prochaines arbeiten projektorientiert als loser Verbund, der sich immer neue Kollaborationspartnerinnen sucht: Pop als Performance, Kunst als Pop. Die Musik knüpft an Varieté- und Revue-Traditionen an, musiziert wird mit Akkordeon, Klarinette, Trompete und Flöte. Es hat Dekonstruktionspotenzial, wenn Les Reines Prochaines Chris Isaaks Gekränktenhymne „The Wicked Game“ in ein unheimliches (und auch unheimlich komisches) Lied mit Kindergeschrei im Hintergrund verwandeln.

Aber eigentlich ist es auch wieder Quatsch, die Qualitäten dieses wundervollen Unternehmens primär als Reaktion auf etwas zu beschreiben. Die Musik von Les Reines Prochaines macht ganz unmittelbar Spaß, lässt den Kopf klar werden und den ganzen Rest beschwingt. Man höre ein Lied wie „Das Preisausschreiben“ und freue sich an der Musik und des Lebens, das jenseits uns kulturell eingebimster zwangsheterosexueller Kämpfe und Krämpfe offenbar um einiges lustiger zu sein scheint

20. 2, 21. 2. und 22. 2., 20 Uhr, Schwankhalle

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