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heute in hamburg„Das ist eine ungleiche Verteilung“

Infoveranstaltung „Warum gibt es keine Pille für den Mann?“: 19 Uhr, Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, Eintritt frei

Interview Katharina Gebauer

taz: Herr Hennig, warum interessieren Sie sich für die Pille für den Mann?

Fabian Hennig: Seit der Einführung der Antibabypille für die Frau taucht die Frage, warum es noch keine Pille für den Mann gibt, immer wieder auf. Seit den Siebzigern wird auch daran geforscht, bisher hat es aber kein Verhütungsmittel für den Mann bis zur Marktreife geschafft.

Wonach forschen Sie genau?

Ich beschäftige mich mit dem widersprüchlichen Verhältnis von Verhütung und Männlichkeit. Viele Männer sagen, sie wollen neue männliche Kontrazeptiva zur Verfügung haben und würden diese auch nehmen. Studien, die sich mit neuen Verhütungsmethoden auseinandersetzen, werden allerdings oftmals wieder eingestellt. Begründet wird dies damit, dass Männer Angst vor Hormonen, Spritzen oder generell der Einnahme hätten. Diesem Paradox gehe ich nach.

Welche hormonellen Verhütungsmethoden werden in den Studien behandelt?

In den Studien zu männlichen Kontrazeptiva geht es meist um Langzeitverhütungsmethoden. Die hormonelle Pille für den Mann zu finden, ist nicht so einfach, erfolgsversprechender sind Spritzen und Implantate. Derzeit gibt es kein vergleichbares Mittel zur Antibabypille für den Mann.

Aber die Antibabypille für die Frau funktioniert doch. Warum brauchen wir eine Pille für den Mann überhaupt?

Für die Frau bedeutet die Einnahme der Pille Kosten, sie muss sich selbst darum kümmern und es entsteht ein zeitlicher Aufwand. Das ist eine ungleiche Verteilung, zudem ergibt sich aus aktuellen Diskussionen eine Pillenmüdigkeit bei jüngeren Frauen, die finden, dass die Pille zu stark in den Hormonhaushalt ihres Körpers eingreift.

Foto: privat

Fabian Hennig, 32, ist Geschlechterforscher und Politologe. Er lehrt unter anderem zu Kontrazeptionspolitik und Geschechterdifferenz.

Welche Rolle spielen gesellschaftliche Geschlechterbilder bei der Entwicklung männlicher Kontrazeptiva?

Die Einnahme von hormonellen Mitteln wird sehr mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht. Das hat auch etwas mit dem Initiationsritus zu tun, mit der Einnahme der Pille werde das Mädchen zur Frau. Dagegen heißt es, Viagra sei die Pille für den Mann. Für den Mann steht die Leistung und der Spaß damit eher im Vordergrund als die Verhütung.

Was könnte sich mit einem hormonellen Verhütungsmittel für den Mann ändern?

Mit der Diskussion um mögliche Nebenwirkungen bei Männerpillen gehen neue Reaktionen einher: Tut das nicht weh? Kann das meine Potenz gefährden? Verhütung verbinden Männer auch mit Identitätsverlust und einer Verweiblichung.

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