heute in bremen: „Er ließ sich nicht einspannen“
Volkrat Stampa, 80, war früher Stadtplaner in Bremen und ist Autor des Buches „Es ging um sein Leben“ (Verlag Haus der Werbung, 2019, 139 Seiten, 20 Euro)
Interview Jan Zier
taz: Wann haben Sie das erste Mal von Ihrem Cousin Robert Dorsay (1904-43) erfahren, Herr Stampa?
Volkrat Stampa: Dass war 1980 – ich hatte damals Ahnenforschung betrieben.
Daraus wurde dann später ein ganzes Buch.
Aber erst nachdem ich 20 Jahre daran geforscht habe! Ich selbst kannte Dorsay nicht – aber ich wollte ihn gern bekannt machen. Vor seinem Geburtshaus in der Wulwestraße 15 liegt mittlerweile auch ein Stolperstein.
Im Berlin der Dreißiger Jahre war Robert Dorsay kein Unbekannter.
Er machte in den 1930er Jahren in Berlin Karriere als Sänger, Tänzer und Schauspieler. 1936 hat er für die Olympiade gesungen, er hat auch mit Gustav Gründgens oder Zarah Leander zusammengearbeitet – insgesamt habe ich 32 Filme gefunden, in denen er mitspielte. Er hat sein Handwerk gut beherrscht und konnte auch gut tanzen. Als Conferencier und Star im „Kabarett der Komiker“ war er für seine spontane und wendige Art bekannt.
1943 wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ in Berlin hingerichtet.
Er ist auf Wunsch von Goebbels beseitigt worden. Er war kein Widerstandskämpfer, ist 1932 in die Partei ein-, wenig später aber auch wieder ausgetreten, weil er nicht mit ihr einverstanden war, und lebte dann in einer inneren Emigration. Die Partei wollte ihn haben, er ließ sich aber nicht für die Zwecke des Reichspropagandaministeriums einspannen.
Buchvorstellung: „Es ging um sein Leben“ zum Film „Es geht um mein Leben“ (1936), City 46, Birkenstraße 1, 17.30 Uhr
Ein ironischer Brief über Hitlers Gebaren, den die Nazis abgefangen hatten, wurde ihm 1943 zum Verhängnis. Wie ging der Witz, dessen Erzählung zu Dorsays Überwachung und Hinrichtung geführt haben soll?
Bei Hitlers Einzug in eine Stadt hält ihm ein Mädchen ein Büschel Gras entgegen. Hitler fragt: „Was soll ich damit?“ Das Mädchen antwortet: „Alle sagen, wenn der Führer ins Gras beißt, kommen bessere Zeiten“. Es lag aber nicht nur an diesem Witz! Er wurde von der Partei demontiert, weil er nicht gespurt hat.
Heute wird auch der Film „Es geht um mein Leben“ von 1936 gezeigt, in dem er mitspielte. Ist das ein Propagandafilm?
Nein. Es ist ein Krimi, aber er ist nicht politisch.
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