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Demos gegen und für Tesla

Die geplante Ansiedlung in Grünheide spaltet die Bürger. Beide Lager trafen Samstag aufeinander

Die Ansiedlung des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) wird unter den Bürgern kontrovers diskutiert. Mit bunten Transparenten und Trillerpfeifen demonstrierten am Samstag nach Polizeiangaben rund 200 Menschen in der Gemeinde gegen die Ansiedlung des US-Unternehmens. Das waren mehr Teilnehmer als erwartet. Laut Polizei war eine Demonstration gegen die geplante Fabrik mit bis zu 100 Teilnehmern angemeldet worden. „Keine Großfabrik im Wald“ und „Geheim verhandelt – Umwelt verschandelt“ stand auf Plakaten. Die Bürger protestierten damit unter anderem gegen die Rodung des Waldes für das große Gelände, auf dem die Fabrik gebaut werden soll.

An einer weiteren Demo für die Tesla-Ansiedlung nahmen in der Gemeinde etwa 30 Menschen teil, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte. Nach Angaben der Veranstalter waren es jedoch rund 50 Teilnehmer, darunter zahlreiche Familien mit Kindern. Auf Transparenten stand „Elon, ich möchte ein Auto von Dir“ oder „Gestalten statt verhindern“. Einige Bewohner aus der Region waren mit ihren Tesla-Fahrzeugen gekommen.

Unter den Befürwortern einer Tesla-Ansiedlung war auch Anke Kranhold, deren Familie seit vier Generationen in Grünheide lebt. „Ich selber habe Söhne und zwei Schwiegertöchter, die Ingenieure sind, vielleicht haben die ja künftig die Chance, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, statt nach Berlin zu pendeln“, sagte die 46-Jährige.

In Grünheide gebe es etwa 9.000 Hektar Wald, sagte Kranhold weiter. Das Gelände, auf dem die Großfabrik von Tesla entstehen solle, sei 300 Hektar groß, das wären 3 Prozent der Fläche, rechnete sie vor. Zudem handele es sich um Nutzwald direkt zwischen Autobahn, Schiene und Landstraße, in dem ausschließlich Kiefern wachsen.

Kaufvertrag zugestimmt

Die Ansiedlung des Elektroautobauers ist einem Brandenburger Regierungssprecher zufolge einen weiteren Schritt näher gerückt. Der Vorstand des Unternehmens hat am Samstag dem Kaufvertrag mit dem Land Brandenburg zum Erwerb des rund 300 Hektar großen Grundstücks zugestimmt, wie der Regierungssprecher Florian Engels am Sonntag mitteilte.

„Warum muss das alles so holterdiepolter gehen“, sagte ein Tesla-Gegner. Das gehe alles viel zu schnell. Ein anderer Demonstrant ergänzte: „Da kommt ein Milliardär aus den USA und wedelt mit den Geldscheinen und auf einmal ist in Brandenburg alles möglich.“

Als ein Zug von Tesla-Gegnern an den Befürwortern vorbeilief, kam es kurzzeitig zu verbalen Auseinandersetzungen. Beide Seiten beschimpften sich gegenseitig. Die Polizei war mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Die Lage beruhigte sich anschließend wieder.

Auch in den nächsten Tagen sollen die Demonstrationen von Tesla-Gegnern weitergehen, unter anderem mit einem Waldspaziergang. Von den Befürwortern hieß es hingegen, die Demonstration für Tesla sei eine einmalige Aktion gewesen. Silke Nauschütz, dpa

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