: Tausende fliehen vor Feuern in Australien
Mit immer deutlicheren Worten warnen die Behörden inzwischen vor dem Ernst der Lage
Am Freitag hat im australischen Bundesstaat Victoria die Evakuierung Hunderter, von Buschfeuern eingekesselter Menschen begonnen. Ein Boot der Navy brachte Urlauber aus dem Ferienort Mallacoota in Sicherheit. Bis Freitagabend sollten insgesamt rund 1.000 Menschen gerettet werden, meinte Premierminister Scott Morrison gegenüber einigen Medien.
Der Einsatz der Streitkräfte hatte erst vor ein paar Tagen nach dem Flehen örtlicher Behörden begonnen. Bisher ist Katastrophenhilfe größtenteils Aufgabe der Gliedstaaten. Oppositionsführer Anthony Albanese meinte, eine künftige Krise dieses Ausmaßes erfordere eine „nationale Vorgehensweise“.
Auch in New South Wales liefen die Evakuierungen auf Hochtouren. Tausende von Touristen fuhren auf überfüllten Straßen in Richtung Sydney. Zeitweise glich die Situation einer Massenflucht. Am Samstag werden für große Teile Südostaustraliens erneut Tagestemperaturen von weit über 40 Grad erwartet. Fast überall gilt deshalb der Ausnahmezustand. Der erlaubt der Polizei, Personen auch gegen deren Willen zu evakuieren. Mehrere Hausbesitzer sind in den vergangenen Tagen beim Versuch ums Leben gekommen, ihren Besitz zu schützen. „Gehen sie so frühzeitig wie nur möglich“, appellierte Rob Rogers, Vizekommandant der Feuerwehr. Seit Beginn der Feuersaison im September sind landesweit mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Dutzend werden vermisst.
Die Debatte über den Einfluss der Erderwärmung auf die Intensität der Brände ebbt unterdessen nicht ab. Premierminister Morrison musste sich vorwerfen lassen, Kritiker in einem von den Feuern zerstörten Dorf paternalistisch behandelt zu haben. Morrison ist ein vehementer Verfechter der Kohleindustrie und lehnt eine Änderung der sehr bescheidenen Klimapolitik Australiens ab.
Die Denkfabrik Australia Institute startete am Freitag eine Anzeigenkampagne, in der sie die Erhebung einer Abgabe von einem Dollar pro Tonne Kohlenstoffbelastung von den Produzenten fossiler Brennstoffe fordert. Sie müssten die Rechnung für die steigenden Kosten von Naturkatastrophen bezahlen. „Australien braucht dringend einen speziellen, unabhängig verwalteten Fonds, um mit den ständig steigenden Kosten dieser Katastrophen fertigzuwerden“, so Sprecher Mark Ogge in einer Erklärung. Urs Wälterlin, Canberra
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