LESERINNENBRIEFE
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Der falsche Weg

■ betr.: „Volkstrauer per Seite 1“ von Felix Lee, taz zwei vom 6. 10. 09

Wichtiger als die Frage, ob diese Geste unseres höchsten Staatsvertreters vom falschen Lager angeregt wurde, finde ich, dass durch diese posthume Ehrung der Versuch gemacht wurde, einer entsetzten und verunsicherten Öffentlichkeit mitzuteilen, dass es richtig und wichtig ist, sich gegen Gewalt zu wehren und den öffentlichen Raum nicht wortlos den Schlägern zu überlassen. Noch beruhigender als solche Gesten wäre es allerdings, wenn durch solche Vorfälle mehr Bewegung in die Entwicklung von präventiven Maßnahmen käme, die gefährdete Jugendliche auffangen könnten, bevor sie gewalttätig werden. Ich habe seit längerem den Eindruck, dass diesem hochexplosiven Thema in der öffentlichen Debatte noch immer nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird, z. B. wenn ich sehe, was aus den Ganztagsschulen geworden ist, die in Hessen vor den letzten Landtagswahlen noch angekündigt wurden: Von „pädagogischen Nachmittagsangeboten“ ist jetzt zuweilen noch die Rede und die Finanzierung der Schulsozialarbeiter wurde von der neuen Kultusministerin zusammengestrichen. Der falsche Weg!

Was wohl aus den vielen werden soll, die nie eine Aussicht auf eine erstrebenswerte Zukunft hatten? Irgendwann werden wir sie nicht mehr alle einsperren können, wenn ihre Verzweiflung in Gewalt umgeschlagen ist. HENRIETTE HEIBERGER, Marburg

Richtiger Weg

■ betr.: „Berlusconi greift Präsidenten an“, taz vom 8. 10. 09

Die abfälligen Äußerungen Berlusconis zeigen, dass sich Italien auf dem richtigen Weg befindet. Denn nur eine Person, die sich in die Ecke gedrängt fühlt, vergreift sich derart im Ton. Aus dem guten Signal für die Demokratie wird erst dann eine richtige Erfolgsgeschichte, wenn andere Personen und Institutionen jetzt nachziehen und ihr Verhältnis zum „System Berlusconi“ überdenken. Denn solange dem Reich des Medienmoguls genügend internationale Anerkennung wiederfährt, bleibt es schwierig, die Italiener für einen Politikwechsel zu begeistern.

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Augen geöffnet

■ betr.: „Billige Rüben statt teurem Brokkoli“, taz vom 6. 10. 09

Vielen Dank an die taz, dass mir endlich die Augen geöffnet wurden über die kriminellen Machenschaften der Brokkoli-Mafia!

Erschreckend, dass letztlich keiner bereit ist, die Verantwortung für diese jahrzehntelange Verbrauchertäuschung zu übernehmen.

Bevor ich das nächste Mal Samen für die heimische Sprossenproduktion zum Keimen bringe, werde ich eine Testaussaat im Blumenkasten machen, um sicherzustellen, dass ich nicht Opfer der Brokkoli-Connection werde.

LOTHAR SCHIEFER, Bonn

Undemokratisches Gesetzeswerk

■ betr.: „In Gottes Namen: Ja“, taz vom 5. 10. 09

Schade, die Iren haben ihre Chance vertan, die wir in Deutschland leider nicht hatten. Sie haben sich von der Finanzkrise einschüchtern lassen und erhoffen sich durch ihr Ja zum EU-Vertrag nun mehr Hilfe von Europa! Wenn sie sich da mal nicht täuschen!

Denn solange weiterhin selbstherrliche EU-Kommissare durch unsinnige Gesetze wie der Verpackungs- oder der „Glühlampen“-Verordnung Furore machen und dem EU-Parlament noch immer das Gesetzesinitiativrecht verwehrt wird, handelt es sich mitnichten um einen Reformvertrag, sondern um ein undemokratisches Gesetzeswerk!

Deshalb liegt nun meine ganze Hoffnung auf Tschechien!

THOMAS HENSCHKE, Berlin