Feuer erhitzen die Klimadebatte

Bei heftigen Bränden sind in Australien mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Dürre ist Folge des Klimawandels. Die Regierung will dennoch nicht mehr für Klimaschutz tun

Premier Scott Morrison brach seinen Urlaub ab – aber zu Hause bleibt die Kritik

Aus Canberra Urs Wälterlin

„Nur großflächiger Regen wird diese Feuersituation lindern können“, ist der Kommandant der ländlichen Feuerwehr im Bundesstaat New South Wales überzeugt. Nach einem Wochenende mit Temperaturen über 40 Grad war es am Sonntag in einigen Brandgebieten in Australien zwar kurzzeitig zu Niederschlägen gekommen, aber die über 100 Feuer wurden dadurch nicht gelöscht.

Meteorologen zufolge kann die Ostküste frühestens im australischen Herbst, also etwa im April, mit Regen rechnen. Wenn überhaupt: Weite Landesteile leiden seit Jahren unter einer durch Klimawandel verschärften extremen Trockenheit.

Die Geschwindigkeit, mit der sich am Wochenende einige der Feuer ausbreiteten, führte vor allem im Raum Sydney zur Sperrung wichtiger Straßen. Der Hume Highway, die Autobahn in Richtung Süden, war stundenlang geschlossen.

Für viele Eigenheimbesitzer und Bauern gab es keine Hilfe: Ihre Häuser, Tiere und Ländereien wurden von den Flammen eingeholt. 120 Kilometer südlich von Sydney brannte das Dorf Balmoral praktisch komplett nieder. In vielen Fällen konnte die Feuerwehr nur zusehen, wie die Brände die Gebäude zerstörten. Die Hitzestrahlung der bis zu 50 Meter hohen Flammen war zu intensiv für einen Einsatz.

Auch in Südaustralien sowie in Westaustralien führten zum Teil großflächige Brände zu Zerstörungen. Nördlich der Stadt Adelaide starb ein Mann, als er sein Haus vor dem Feuer retten wollte.

In der Kritik steht weiterhin Premier Scott Morrison. Nachdem er heftig gescholten worden war, weil er während der größten Krise seiner Amtszeit Urlaub auf Hawaii machte, brach er am Samstag seinen ­Urlaub ab, flog nach Sydney und besuchte am Sonntag die Einsatzzentralen verschiedener Feuerwehrkommandanturen. Morrison entschuldigte sich und rief die Bevölkerung auf, „freundlich zueinander zu sein“. Danach beschuldigte er diejenigen, die verstärkt die globale Erwärmung bekämpfen wollen, sie seien politisch motiviert.

Am Samstag hatte Morrisons Stellvertreter Michael McCormack Kritiker noch mit der Aussage überrascht, die Regierung sei sich „absolut einig“, dass „weitere Maßnahmen“ zur Bekämpfung des Klimawandels notwendig seien. In der Bevölkerung habe in der Frage der globalen Erwärmung „ein Umdenken stattgefunden“, so der als vehementer Klimawandelskeptiker bekannte Politiker.

Morrison allerdings zerschlug Hoffnungen auf eine progressivere Klimapolitik am Sonntag. Klimawandel sei „einer von vielen Faktoren“, die zu Feuern führten, sagte er und listete andere Brandursachen auf wie Vegetationsmanagement, Bauvorschriften, Nachlässigkeit, Brandstiftung und Blitzschlag.

Bei der jüngsten Klimakonferenz in Madrid hatte sich Energieminister Angus Taylor aktiv gegen weitreichende Klimaschutzmaßnahmen engagiert. Gemäß dem Pariser Abkommen von 2015 muss Australien seine Emissionen in den nächsten zehn Jahren um insgesamt 695 Millionen Tonnen senken, um sein Ziel einer Reduktion um 26 Prozent bis 2030 erreichen zu können.

Die Morrison-Regierung meint, dass mehr als die Hälfte dieser Reduzierung mit Gutschriften aus der Erfüllung früherer Kioto-Ziele erreicht werden könne – und nicht aus wirklicher Emissionsreduzierung. Kritiker sprechen deshalb von einem „buchhalterischen Trick“.

Kernstück der australischen Klimapolitik ist die Schaffung eines Fonds, aus dem Emissionsverursacher wie große Bergbauunternehmen für die Reduzierung der Emissionen entschädigt werden.