Keiner will dieTrainer prüfen

Der Landessportbund macht nach 40 Jahren keine Lizenzprüfungen von Trainer*innen mehr. Das muss nun das Sportamt übernehmen, das völlig überrascht reagiert

Wer hier Übungsleiter sein will, braucht dafür auch eine Lizenz Foto: Bernd Thissen/dpa

Von D
avid Siegmund-Schultze

Zwischen dem Landessportbund (LSB) und der Sportsenatorin herrscht Zwist: Sie streiten darüber, wer für die Lizenzprüfung von Trainer*innen verantwortlich sein soll. Übungsleiter*innen, die diese Qualifikation nachweisen können, werden über ihre Vereine vom Sportamt mit Zuschüssen unterstützt. Dies wurde in der Vergangenheit vom LSB überprüft. Diese Prüfungen macht er nun nicht mehr.

Laut Christian Vroom, dem Präsidenten des LSB, war das ein logischer Schritt: Das Sportamt, dass die finanziellen Hilfen erteilt, solle nun auch die Prüfung übernehmen. „Das ist gang und gäbe auch bei anderen Prüfverfahren.“ Unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen sei die Aufgabe nicht mehr zu stemmen. „Wir haben ein riesiges Aufgabenfeld“, sagt Vroom – „da müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren“.

In einem Schreiben vom 1. Oktober informierte der Verband die Bremer Sportvereine darüber, die Aufgabe in Zukunft nicht mehr durchführen zu wollen. „Das kam für uns völlig überraschend, der LSB führt die Prüfungen ja schon seit 40 Jahren durch“, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Auch von der Art des Umgangs ist man in der Behörde irritiert: „Sie haben uns einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Schneider. Dass sich die Sportsenatorin so überrascht zeigt, empfindet der Landessportbund wiederum als unverständlich: „Wenn man drei Jahre der Gespräche mit Einigungswillen des LSB ausklammert, dann kann man überrascht sein“, teilte Vroom auf Nachfrage mit.

Beide Seiten betonen derweil, man habe sich stets um eine Einigung bemüht und bedauere, dass diese nicht zustande gekommen sei. „Wir haben dem LSB seit 2017 vorgeschlagen, das Verfahren zu vereinfachen. Dass es zu keiner Einigung gekommen ist, ist fatal“, sagt Schneider. Vroom sagt, man habe „diverse Lösungsmöglichkeiten mit der Senatorin eruiert“.

Bei den Gesprächen war die Bereitschaft, von der eigenen Position abzurücken, dann am Ende aber offenbar doch zu gering. Das Sportamt bestand darauf, dass der LSB weiter die Tariner*innen prüft. Dieser wollte die Aufgabe hingegen unter allen Umständen loswerden. Die Unvereinbarkeit der Standpunkte führte schließlich zu der einseitigen Aufkündigung.

„Eine einseitige Aufkündigung sollte vorher dem Vertragspartner mitgeteilt werden“

Christian Zeyfang, Leiter des Sportamtes

Tatsächlich werden die Lizenzprüfungen in den meisten Bundesländern durch die Sportbünde durchgeführt – darauf verweist auch das Sportamt. Der LSB habe außerdem auch die beste Kompetenz für die Aufgabe, denn sie sprechen auch selbst Lizenzen aus. Das Argument lässt Vroom jedoch nicht gelten: „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Die Finanzierung von Sportbünden in anderen Ländern ist völlig anders aufgestellt.“

Das Sportamt hat nun keine andere Wahl, als die Lizenzprüfungen ab dem nächsten Jahr zu übernehmen – das wird heute in der Sportdeputation diskutiert. Beim Landessportbund ist man damit zufrieden: „Es ist schön, dass es nach all den Jahren jetzt doch so plötzlich geht“, meint Vroom. Der LSB stehe auch für stichprobenartig durchzuführenden Prüfungen zur Verfügung – „als Dienstleistung, nicht als Verpflichtung“, so Vroom.

Das Sportamt will Nachteile für die Vereine und ihre Trainer*innen vermeiden. Doch einen faden Beigeschmack habe die Angelegenheit schon, sagt Christian Zeyfang, der Leiter des Sportamtes: „Eine einseitige Aufkündigung sollte vorher dem Vertragspartner mitgeteilt werden. Es war unglücklich, dass das nicht geschah.“