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Leiharbeit in der Pflege verbieten

Mit einer Bundesratsinitiative will die Gesundheitssenatorin gegen Leiharbeit vorgehen

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will die Pflege in Krankenhäusern und Seniorenheimen verbessern und gegen Leiharbeit in der Branche vorgehen. Da ein solcher Eingriff in den Arbeitsmarkt nur auf Bundesebene möglich sei, werde sich Berlin im Bundesrat für ein Verbot einsetzen, sagte die SPD-Politikerin am Montag. Die Initiative ist Teil eines Maßnahmenpakets, das Kalayci vorstellte.

Der steigende Einsatz von Zeitarbeitskräften in der Pflegebranche sei ein „Anlass zur Sorge“, da die Qualität der Pflege durch die wechselnde Belegschaft leide, sagte Kalayci. Zwar sei bundesweit davon die Rede, dass nur 2 Prozent des Pflegepersonals bei Zeitarbeitsfirmen angestellt seien. In Berlin liegt der Durchschnitt laut Marc Schreiner von der Berliner Krankenhausgesellschaft jedoch bei 7 Prozent, in einigen Fällen würden sogar 30 Prozent einer Schicht durch Zeitarbeiter besetzt.

Die Senatorin sieht diese Entwicklung auch deshalb kritisch, weil die Leiharbeit das Problem des Fachkräftemangels verstärke und die Belastung für Festangestellte steige. Diese müssten vermehrt organisatorische Aufgaben sowie Wochenend- und Nachtschichten übernehmen. „Es kann nicht so asymmetrisch wie bisher weitergehen, dass eine Fachkräftemangel-Situation so dermaßen missbraucht wird“, sagte Kalayci. Zu den von der Senatorin geplanten Maßnahmen gehört unter anderem auch ein Gutachten zu den konkreten Auswirkungen der Leiharbeit auf die Pflege, das die Charité erstellen soll.

Der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen kritisierte Kalaycis Plan: Im Fall eines Verbots von Leiharbeit würde zwar ein Teil der derzeitigen Leiharbeiter in die Stammeinrichtungen – also Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – wechseln. „Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass diese Pflegekräfte den Beruf wechseln und der Pflege nicht mehr zur Verfügung stehen“, heißt es in einer Mitteilung vom Montag. (dpa)

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