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Affen auf den Rängen

Bei einem Kreisliga-Spiel in Hamburg hetzten Fans gegen schwarze Spieler. Nun ermittelt das Sportgericht

In der Regularien fehlt es an konsequenten Reaktionen auf rassistische Vorfälle

Von André Zuschlag

Wieder einmal ein Rassismus-Eklat im Hamburger Amateurfußball: Während eines Kreisliga-Spiels im Harburger Sportpark Jahnhöhe haben Zuschauer*innen gegen mehrere schwarze Spieler mit Affenlauten und rassistischen Sprüchen gehetzt. Das Spiel wurde abgebrochen, nun beschäftigt sich das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands (HFV) mit dem Vorfall. Mittlerweile hat es Übung darin.

Die zweite Mannschaft des Harburger Turnerbunds (HTB) hatte am vorletzten Sonntag die erste Herren der Vereinigung Tunesien zu Gast – Kreisliga 1, Vierter gegen 13ter. Die Vereinigung Tunesien, der Außenseiter, lag in der 75. Minute überraschend mit 3:1 in Führung, ehe ihre Anhänger*innen mehrere Spieler des HTB zunächst beleidigten und dann auch mit Affenlauten gegen die Spieler hetzten. HTB-Trainer Michael Rolfs holte seine Spieler vom Platz. Sie beschlossen, das Feld nicht wieder zu betreten.

„Neben den normalen Schmährufen kamen bei Ballkontakten von Spielern mit dunkler Hautfarbe Affenlaute von den Zuschauern“, sagte Rolfs der Hamburger Morgenpost. Die Spieler seien schockiert gewesen. Gleichwohl nahm er Spieler und Trainer des Gegners in Schutz, sie hätten sich korrekt verhalten. Kritisch sieht er hingegen die Haltung des Schiedsrichters. Denn dieser habe die Partie zunächst nicht abbrechen wollen.

HFV-Sprecher Carsten Byernetzki kann sich zwar zum Fall nicht konkret äußern, verweist aber darauf, dass die rund 3.000 Schiedsrichter*innen in Hamburg durchaus darin geschult würden, für Rassismus sensibilisiert zu sein. „Denn es gibt immer wieder Idioten“, sagt Byernetzki. Doch bei rassistischen Vorfällen stünden nicht allein die Schiedsrichter*innen in der Verantwortung. „Die Heimvereine sollten bei solchen Vorfällen direkt die Polizei rufen“, sagt Byernetzki. Da der Schiedsrichter allerdings den Vorfall im Spielberichtsbogen vermerkte, wurde auch das Sportgericht des Verbands eingeschaltet. Wann es tagt, ist momentan noch offen.

Dabei sind rassistische Anhänger*innen nichts Neues – das gilt für den Profifußball, in dem Weltklassespieler wie Mario Balotelli regelmäßig rassistische Anfeindungen durch gegnerische Fans erleben. Erst vor wenigen Wochen hatte der Stürmer bei einem Spiel in der italienischen Serie A nach Affenlauten den Platz verlassen.

Aber auch im Hamburger Amateurfußball ist das nichts Neues: Im Februar wurde ein Oberliga-Spiel abgebrochen, nachdem mindestens ein Anhänger von Barmbek-Uhlenhorst einen Spieler des Meiendorfer SV rassistisch beleidigt hatte. Mehrere Mitspieler stürmten daraufhin zu den Anhänger*innen und lieferten sich mit einem Rassisten ein Wortgefecht. Anschließend weigerten sie sich weiterzuspielen. Besonders absurd: Neben einer Strafe für Barmbek-Uhlenhorst wurde auch der Meiendorfer SV mit einer Geldstrafe belegt, weil die Mannschaft das Spiel nicht fortsetzen wollte.

Das Beispiel zeigt auch, dass es in den Regularien an konsequenten Reaktionen auf rassistische Vorfälle fehlt. Denn selbst wenn Schiedsrichter*innen von rassistischer Hetze mitbekommen, erfolgt erst eine Ermahnung. Ein direkter Abbruch ist nicht vorgesehen. Zeigen sich die Mitspieler solidarisch und verlassen den Platz, wird das Spiel gegen sie gewertet.

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