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Hochpunkte am Checkpoint Charlie

Der Bebauungsplan ist beschlossen. Neben 300 Wohnungen, dem Museum des Kalten Krieges und einem neuen Stadtplatz können auch zwei Hochhäuser gebaut werden

Von Uwe Rada

Die politische Dauerbaustelle am Checkpoint Charlie ist abgebaut, nun kann eine richtige Baustelle daraus werden. Das ist die Nachricht, die am Dienstag aus dem Roten Rathaus kam. Auf seiner Sitzung hat der rot-rot-grüne Senat den Bebauungsplan 1-98 für die Freiflächen östlich und westlich der Friedrichstraße beschlossen. Damit ist der Weg frei für eine Neugestaltung dieses symbolischen Orts des geteilten Berlins.

Die Bausenatorin war jedenfalls erleichtert. „Es ist gelungen, den Bebauungsplan für den Checkpoint Charlie in nur einem Jahr zu erstellen und damit die öffentlichen Ziele planungsrechtlich zu sichern“, so Katrin Lompscher (Linke). Ursprünglich hatte die Verabschiedung des Bebauungsplanes bereits am vergangenen Dienstag auf der Tagesordnung des Senats gestanden. In ihrem Entwurf sah Lompscher nicht nur einen Stadtplatz mit einer Fläche von Tausend Quadratmetern vor, sondern auch das geplante Museum des Kalten Kriegs auf der östlichen Seite der Friedrichstraße sowie den Bau von 300 Wohnungen. Das Hard Rock Hotel, das Investor Heskel Nathaniel von der Firma Trockland bauen wollte, war damit vom Tisch.

Nicht aber der Streit mit der SPD. Zwar hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller die Zusammenarbeit mit dem Investor Trockland am Checkpoint Charlie für beendet erklärt. In buchstäblich letzter Minuten wollten die Sozialdemokraten dem Investor nun eine Brücke bauen. Hoch hinaus soll er am Checkpoint Charlie dürfen, damit sich alles, was das Land Berlin mit dem Bebauungsplan unterbringen will, auch rentiert. Dafür hatte sogar Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) seine Meinung geändert. Lange Zeit hatte er sich gegen Hochhäuser am Checkpoint ausgesprochen, nun sprach er sich für „Hochpunkte“ auf den beiden Brachen aus.

Gelassene Lompscher

Es spricht für Bausenatorin Katrin Lompscher, auch auf diese jüngste Volte der SPD mit Gelassenheit Pragmatismus reagiert zu haben. Im B-Plan-Beschluss des Senats ist von den „Hochpunkten“ keine Rede, wohl aber in einer Art Zusatzvereinbarung.

Hätte der Senat erneut vertagt, wäre es eng geworden mit dem Zeitplan. Wenn es bis Februar 2020 keinen gültigen Bebauungsplan gibt, darf Trockland am Checkpoint bauen, was dem Investor gefällt. Zum Beispiel Büros statt Wohnungen und eben auch einen Hotelbau.

Die Irritationen auf der Zielgerade passen zu diesem Ort, an dem sich verschiedene, oft gegenseitige Interessen überlagert haben. Heskel Nathaniel hatte seine Pläne mit aller Macht durchsetzen wollen und hatte dem Senat im Gegenzug angeboten, das Museum des Kalten Krieges auf der westlichen Seite unterzubringen, weitestgehend in den Untergeschossen. Einen entsprechenden Letter of Intent hatten der Senat und Trockland schon vor langer Zeit abgeschlossen. Ein Beteiligungsverfahren war bereits eingeleitet.

Dann aber wachte die Zivilgesellschaft auf. In einem offenen Brief kritisierten die Architektin Theresa Keilhacker und Exkultursenator Thomas Flierl die Bürgerbeteiligung als Farce und forderten an diesem symbolischen Ort der Teilung angemessenes Gedenken. Statt Trockland bauen zu lassen, solle der Senat sein Vorkaufsrecht ziehen.

Zur gleichen Zeit stellte das Landesdenkmalamt das Areal unter Denkmalschutz. Demnach müssen 1.000 Quadratmeter Freifläche rechts und links der Friedrichstraße erhalten bleiben, damit man noch ermessen kann, was für einen Einschnitt ins Stadtbild ein innerstädtischer Grenzübergang dargestellt hat.

In letzter Minute wollte die SPD dem Investor eine Brücke bauen

All diese Interessen sollte Lompschers Verwaltung unter einen Hut bringen. Tatsächlich bedeutet der nun verabschiedete B-Plan eine weitgehende Änderung der vor einem Jahr diskutierten Pläne. Nicht nur ist das Hotel vom Tisch; auch das Museum wächst nun aus dem Untergrund hervor und soll als eigenständiger Bau auf die östliche Checkpoint-Seite ziehen. Westlich davon soll der Stadtplatz entstehen und auch die markanten und stadtbildprägenden Brandmauern in das Ensemble einbeziehen. All das hat der Senat am Dienstag beschlossen.

Und gleichzeitig dem Investor eine Tür offen gelassen. Dass Lompscher der SPD mit ihren „Hochpunkten“ nachgegeben hat, erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass Trockland am Ball bleibt. Es ist auch ein Gewinn für den Ort. Wie aufregend solche architektonische Lösungen sein können, hat bereits ein erster Ideenwettbewerb vergangenes Jahr gezeigt. An einem herausragenden Ort des Erinnerns sollen auch herausragende städtebauliche Entwürfe Platz haben.

Und wie geht es weiter? „Wir hoffen, dass sich nun das Abgeordnetenhaus zügig mit dem B-Plan beschäftigt“, sagte Lompschers Sprecherin Katrin Dietl der taz. Darüber hinaus soll der Senat „Umsetzungsvarianten zum Museum und deren Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ untersuchen.

Mal sehen, wann dann tatsächlich eine Baustelle an der Friedrichstraße eingerichtet wird.

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