Stephanie Grimm
hört auf den Sound der Stadt
:

Berliner Winter sind nicht mehr, was sie mal waren. Das ist alles andere als anklagend gemeint, auf Schneematsch verzichten die meisten ja gern. Wenn man unbedingt winterliche Gefühle zelebrieren will, geht das schließlich auch auf anderem Weg. Mit Wintermusik etwa. Als solche ließe sich der düster-surreale, smarte und zarte Pop der isländischen Komponistin Sóley bezeichnen. Letztes Jahr war sie in Berlin bei einem recht expressiven Konzert zu erleben, zusammen mit Sin Fang und Örvar Smárason von múm bildetet sie das „Team Dreams“. Aktuell arbeitet sie an ihrem vierten Soloalbum. Ob das introspektiver klingt – darauf gibt ihr Auftritt am Donnerstag (19. 12.) im Säälchen bestimmt einen Vorgeschmack (20 Uhr, Holzmarktstraße 25, ausverkauft).

Ebenfalls Trost stiften, wenn man fröstelt, kann die Spelunkencombo Swutscher mit ihrer wilden und zugleich schunkeligen Mischung aus Garagenrock, countryesken Chansons, Polka und Shanties Hamburger Prägung. Übrigens bezeichnet der so schön im Mund rumflutschende Bandname auf Plattdeutsch Leute, die man vor 50 Jahren noch Gammler nannte. Zu erleben ist der „Vorweihnachtsbums“, wie die Band ihre Sause nennt, ebenfalls am Donnerstag (19. 12.) im Bi Nuu (20 Uhr, U-Bhf Schlesisches Tor, 16,80 €).

Mit dem traditionellen Weihnachtskonzert der Erdmöbel (siehe Tipp) am Freitag wird ein kleiner standhafter Reigen eröffnet – der all jener Bands, die in dem für Konzertgänger tristen Zeitloch zwischen den Jahren für ein paar Stunden diejenigen beglücken, die vom Zuhauserumsitzen schon einen Lagerkoller haben. Es spielt etwa die aus allen Ecken des Republik kommende Randgruppencombo, die mittlerweile fast 20 Jahre Gundermann-Songs covert und die Songs des Liedermachers aus der Lausitz in alle Ecken der Republik trägt – um diese Jahreszeit eben auch in den Festsaal Kreuzberg, am Samstag (28. 12.) sowie Sonntag (29. 12.) (20 Uhr, Am Flutgraben, 28,50 €). Oder die tolle Liga der gewöhnlichen Gentleman, die da weitermachen, wo die Hamburger Band Superpunk einst aufhörte – mit charmantem Rumpel-Pop, angereichert mit Northern Soul. Zu erleben am Sonntag (29. 12.) im Lido (20 Uhr, Cuvrystr. 7, 19 €).

Und wenn dann die Volksbühne am Mittwoch (1. 1.) zum traditionellen Neujahrskonzert lädt – diesmal mit Melancholie-Pop von Jungstötter und einer Albumpremiere von Stella Sommer, Sängerin und Komponistin der Band Die Heiterkeit (20 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz, 22 €), weiß man: Das Gröbste ist geschafft, bald regiert dann wieder der Alltag.