wie machen sie das?
: Der Träumer

Lucas Krieg, 34, lebt in Nürnberg und arbeitet als Traumtrainer. Er bietet Workshops für luzides Träumen an. Außerdem macht er Traumberatung. Mit fünf Jahren hat er unbewusst das Klarträumen angewandt, um einen Albtraum loszuwerden. 20 Jahre später hat er gelernt, diese Technik bewusst herbeizuführen, und experimentiert seither mit dieser Fähigkeit.

taz am wochenende: Sie können Ihre Träume steuern und zum Beispiel ein Superheld sein. Wie machen Sie das?

Lucas Krieg: Erst einmal muss ich mir in meinem Traum bewusst sein, dass ich träume. Das ist der anspruchsvollste Part, denn er erfordert regelmäßige Übung tagsüber. Dann muss mir in diesem Moment, im Traum, auch klar werden, dass ich eigenständige Entscheidungen treffen kann und etwa aus der Traumhandlung ausbrechen kann. Es gelingt dann sehr leicht, im Traum die Physik zu verändern und beispielsweise abzuheben und zu fliegen.

Wie lernt man Klarträumen?

Eine gute Traumerinnerungsfähigkeit hilft, um sich ein Bild von der eigenen Traumwelt machen zu können. Am besten führt man ein Traumtagebuch oder andere Aufzeichnungen. Ein Realitätstest sollte tagsüber zur Routine werden. Dabei stelle ich mir so kritisch wie möglich die Frage, ob ich gerade wach bin oder träume. Die Qualität und Länge des Schlafs spielen auch eine große Rolle. Meine Klar­träume ereignen sich oft nach acht Stunden Schlaf oder später. Das sind die Grundlagen für den Einstieg. Darauf lässt sich dann aufbauen.

Was bringt es mir, meinen Traum beeinflussen zu können?

Ein luzider Moment im Traum dient ­hervorragend der ­Albtraumbewältigung. Außerdem ist ein Klar­traum eine Gelegenheit zu einem effektiven mentalen Training, etwa zur Vorbereitung auf einen Wettkampf oder wenn man eine koordinativ anspruchsvolle Bewegung einüben muss. Im luziden Traum kommen mir auch häufig kreative Ideen und sogar Ideen zu konkreten Pro­bleme. Es ist eine Gelegenheit zur Selbsterfahrung, bei der ich eine Menge Spaß und Genuss erleben kann. Fliegen und Sex sind laut einigen Studien hoch im Kurs.

Verliert man durch luzides Träumen nicht eigentlich das Gefühl für beides, nämlich für Traum und Wirklichkeit?

Nein. Im luziden Traum bin ich mir bewusst, dass ich träume, und bin zu kritischem Denken fähig. Somit kann ich klar zwischen Wachzustand und Traum unterscheiden, weil ich ja bei vollem Bewusstsein bin. Durch luzides Träumen lernt man seine Traumwelt sehr intensiv kennen. Auch die Realitätstests tagsüber schaffen keine Verwirrung zwischen Wachzustand und Traum. Im Gegenteil, sie erhöhen die Achtsamkeit im Alltag.

Adina Putzbach