Kurdenmiliz zieht sich zurück

Während der Kampfpause in Nordsyrien verlassen YPG-Milizen das Gebiet. Auch US-Truppenziehen in den Irak weiter. Der türkische Präsident Erdoğan reist für Gespräche am Dienstag nach Russland

An Tag vier der Waffenruhe setzt die Kurdenmiliz YPG ihren Rückzug aus den umkämpften Gebieten fort. Die von der YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) teilten mit, die umkämpfte Grenzstadt Ras al-Ain verlassen zu haben. „Wir haben keine Kämpfer mehr in der Stadt“, schrieb ein SDF-Sprecher am Sonntag bei Twitter.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass sich rund 500 SDF-Kämpfer komplett aus Ras al-Ain zurückgezogen hätten. Zuvor seien Leichen und Verwundete aus dem Ort gebracht worden. Das türkische Verteidigungsministerium erklärte, ein Konvoi aus 55 Fahrzeugen sei nach Ras al-Ain hereingefahren. Danach habe ein Konvoi aus 86 Fahrzeugen die Stadt in Richtung Tall Tamar verlassen.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte am Montag mit einer Fortsetzung der Offensive gedroht, sollte sich die YPG-Miliz nicht bis zum Ende der Kampfpause am Dienstagabend zurückziehen. Im Allgemeinen hielten die kurdischen Kämpfer sich aber an die Vereinbarung, sagte Çavuşoğlu.

US-Vizepräsident Mike Pence hatte die Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien am Donnerstag nach Gesprächen in Ankara verkündet. Die Feuerpause sollte den Kurdenmilizen Gelegenheit geben, sich aus dem Gebiet auf der syrischen Seite der Grenze zurückzuziehen, in dem die Türkei eine sogenannte Sicherheitszone errichten möchte. Die Türkei hatte die Angriffe im Norden Syriens am 9. Oktober gestartet. Der Abzug der US-Truppen hatte dafür den Weg geebnet. Nach Einschätzung von Bundesaußenminister Heiko Maas steht das türkische Vorgehen „nicht im Einklang mit dem Völkerrecht“.

Die USA setzten am Montag ihren Abzug weiter fort. Ein Konvoi habe die Grenze zum Irak überquert, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ein Video der kurdischen Nachrichtenseite „Hawar News“ zeigte, wie Menschen in der nordsyrischen Stadt Kamischli gepanzerte Fahrzeuge der US-Armee mit Tomaten bewerfen. Die Soldaten sollen sich laut US-Verteidigungsminister Mark Esper vom Irak aus weiter am Kampf gegen die IS-Terrormiliz beteiligen.

Am Dienstagabend endet die Waffenruhe. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trifft am Nachmittag seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Sotschi. Bei dem Gespräch wird es um die Zukunft des umkämpften Gebiets in Nordsyrien gehen. Russland vermittelt seit dem Einmarsch der türkischen Truppen verstärkt zwischen Assad-­Regierung, Türkei und Kurden in Syrien und baut seinen Einfluss in der Region aus. Den türkischen Angriff hatte Putin unterstützt. (taz, dpa, ap)