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berliner szenenWerbungundMärchen

Wie der Zahnarzt mir erklärt, warum das Rauchen schlecht für die Zähne ist, klingt es, als würde er zugleich mit einem Kind und einem Erwachsenen reden. Ein bisschen, als wäre ich die Begleitung des Kindes und er würde zuerst das Kind ansprechen und dann mich.

Diese Mischung aus Märchen- und Werbung-Tonfall finde ich merkwürdig. „Die Bakterien lauern darauf, dass der Patient raucht. Wenn er eine Zigarette in der Hand nimmt, freuen sie sich schon, die Bakterien!“, sagt er. Und als Nächstes: „90 Prozent der Patienten, die ich zum Raucherprogramm der Charité geschickt habe, rauchen jetzt nicht mehr.“ Ich nicke, um zu signalisieren, dass wir (das imaginäre Kind und ich) verstanden haben und unser Bestes geben werden.

Ich bin das erste Mal in dieser Praxis, und schon die Aussage über das Rauchen bereitet mir widersprüchliche Gefühle. Als ich meinen Mund aufmache und das Gesicht des Zahnarztes sehe, habe ich kurz Mitleid mit ihm – als hätte ich ihn vor eine Herausforderung gestellt, auf die er unvorbereitet war. Sofort bekomme ich aber Selbstmitleid, als ich merke, wie viele Stunden ich noch dort verbringen werden muss und wie viele Behandlungen die Krankenkasse nicht bezahlt.

Dann sehe ich ein Bild mit einem kolonialistischen Motiv an der Wand – und bin ziemlich irritiert. Sympathisch wiederum finde ich, dass der Zahnarzt auch Gemälde an der Zimmerdecke angebracht hat, wahrscheinlich, um die Patient*innen von den Schmerzen bei der Behandlung abzulenken. Als ich geröntgt werden muss, funktioniert das Röntgengerät nicht. Der Zahnarzt entschuldigt sich, das brauche Zeit, wenn neue Technologien eingeführt würden. So wie bei Motoren, sagt er und gibt mir mehrere Beispiele, die ich nicht verstehe. Er gibt auf und schickt mich zurück ins Wartezimmer.

Luciana Ferrando

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