berliner szenen
: Morgensvor dem Spital

Alea schlief. Sie machte keine Geräusche. Ihr Körper lag in einer beliebigen Position auf einem schmalen Ehebett, die Decke abgestreift. Schön arrogant lag sie da. Keine Einschusslöcher im Kopfkissen. Sie hatte sich jemanden herbestellt, über eine Dating-App, aber die Zeit war abgelaufen, die Nacht vorbei, und der Mann schon verschwunden, als sie einschlief.

Die Sonne schaute ihr auf die Nase. Alea trug eine Schlafbrille, die Geräte waren ausgeschaltet. Alea wachte langsam auf, als draußen eine Kehrmaschine ihren Weg machte. Alea setzte die Schlafbrille ab, sah an die Decke, ein Arm fuhr aus, um die Geräte anzuschalten, eine Uhrzeit meldete sich, die Jalousien wurden hochgezogen, ein Kirchturm wurde sichtbar, dahinter ein wurmstichiger Himmel.

Sie hatte zwei Nachrichten erhalten. Die eine von mir, die andere von Frederic. Beide luden zu einer Verabredung am Abend. Ein Besuch in einem dieser neuen Restaurants in Neukölln, ein Konzert im Privatclub. Frederic war der Mann, den sie liebte. Frederic war in Angelegenheiten verstrickt, die sie nicht einschätzen konnte. Alea liebte ihn, aber Alea liebte ihn zu sehr, wie sie dachte.

Sie sah nach draußen und zitterte, während sie die Raumtemperatur neu einstellte. Sie horchte in sich hinein, hörte aber nichts. Es war absolut still, nur das Summen der Geräte war zu hören. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, scannte die anderen Nachrichten ab. Dann setzte sie sich ins Bad und merkte, dass Blut kam. Dass Blut kam, war ungewöhnlich zu diesem Zeitpunkt, aber nicht weiter besorgniserregend. Sie stellte sich unter die Dusche. Danach lief sie in ein Handtuch gewickelt durch die Wohneinheit und schickte eine Meldung an die medizinische Abteilung. Während ein automatischer Scan lief, machte sie ein neues Fenster auf und begann, Antworten zu formulieren. René Hamann