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Tunesien blickt nach vorne

Der Tod des Exdiktators Ben Ali bewegt sein Land wenig. Er ist in Saudi-Arabien beigesetzt worden

Aus Tunis Mirco Keilberth

Der ehemalige tunesische Präsident Zine el Abedine Ben Ali ist am Samstag in der saudi-arabischen Stadt Medina beigesetzt worden. Der 83-Jährige war dort nach acht Jahren im Exil an einer Krebserkrankung gestorben. 2011 waren in Tunesien Bürgerproteste nach dem Selbstmord des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi eskaliert – bis sie Ben Ali zur Flucht nach Saudi-Arabien trieben. Damit begann der sogenannte Arabische Frühling. Später wurde bekannt, dass Ben Ali und seine für ihre herrschsüchtige Arte berüchtigte Frau Leila Trabelsi 1,5 Tonnen Gold aus staatlichen Banktresoren in der Präsidentenmaschine mit nach Riad genommen hatten.

In Tunesien wurde der Tod Ben Alis reserviert wahrgenommen. Zwar sehnen sich viele Tunesier nach der öffentlichen Ordnung vor der Revolution zurück. Die Euphorie nach Ben Alis Sturz schwand rasch. Die andauernde Wirtschaftskrise hat die Kriminalitätsrate ansteigen lassen, und die Korruption nahm weiter zu. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission zur Aufarbeitung der Verbrechen gegen politische Gegner unter Ben Ali konnte ihre Arbeit nicht vollenden. Dies ließ den Groll gegen die politische Elite weiter wachsen, zu der mittlerweile auch die moderaten Islamisten der Ennahda-Partei und die Gewerkschaft UGTT gehören.

Der politische Analyst Oussama Hlel glaubt, dass Tunesien mit dem Tod von Ben Ali und den schlechten Wahlergebnissen der Vertreter der alten Elite bei der vor einem vom Volk verordneten Wandel steht. „Die Frage ist, ob die bisher kaum umgesetzten Reformen weitergehen sollen oder ob wir einen radikalen Bruch benötigen, so wie es die immer stärker werdenden Populisten fordern.“

Nur 7 Prozent wählten bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl den ehemaligen Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi, der als Vertreter des von Ben Ali aufgebauten Sicherheitssystems gesehen wird. In der Stichwahl stehen mit dem Verfassungsrechtler Kaies Saied und dem Medienmogul Nabil Karoui zwei radikale Elitengegner. Beide sind die ersten Präsidentschaftskandidaten, die sich im Wahlkampf den Bürgern im verarmten Südwesten Tunesiens persönlich gestellt haben. In der im Vergleich zu den touristischen Gebieten im Nordwesten verarmten und vom Klimawandel besonders betroffenen Region liegt die Jugendarbeitslosigkeit offiziell bei 17 Prozent. Weit mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen schlägt sich aber mit Schmuggel von Zigaretten oder Benzin oder Tagelöhnerjobs durch.

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