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VW muss weiter bangen

US-Aufseher findet keine neuen Regelverstöße. Das heißt aber nicht, dass alles in Ordnung ist

Der von der US-Justiz zur Aufarbeitung des Dieselskandals eingesetzte Aufpasser Larry Thompson sieht Volkswagen vor der Nagelprobe. Nach zwei kleineren Verstößen zu Beginn seien im zweiten Jahr seiner Arbeit keine neuen Regelverletzungen festgestellt worden, sagte Thompson am Mittwoch in Wolfsburg. Nun komme es darauf an, dass dies auch bis zum Ende seiner Tätigkeit als Kontrolleur im Sommer nächsten Jahres so bleibe. Dann will der frühere FBI-Direktor seinen dritten und letzten Bericht vorlegen. Von seinem Votum hängt ab, ob die US-Justiz den Autobauer nach drei Jahren intensiver Kontrolle und der Erneuerung der Compliance-Prozesse vom Haken lässt.

Thompson machte klar, dass Volkswagen längst nicht aus dem Schneider ist. Erst am Ende seiner Tätigkeit zur Überwachung des mit der Justiz vor zweieinhalb Jahren zur Beilegung von „Dieselgate“ vereinbarten Vergleichs werde sich herausstellen, ob der Konzern alle Grundsätze guter Unternehmensführung erfülle. „Ich habe nicht gesagt, dass alles in Ordnung ist.“ Details nannte Thompson nicht. Er verwies zur Begründung darauf, dass seine Arbeit als Monitor vertraulich sei. Thompson durchleuchtet zusammen mit einem Team aus Spezialisten das Unternehmen und erfährt dabei naturgemäß neben vertraulichen Daten auch Betriebsgeheimnisse, die er nicht weitergeben darf.

Vergleich überwacht

Der Compliance-Auditor soll Volkswagen auf die Finger schauen, damit sich so etwas wie der Dieselskandal nicht wiederholen kann. Er überwacht seit 2017, ob die Wolfsburger den mit den US-Behörden geschlossenen Vergleich einhalten und die versprochenen Reformen umsetzen. In den Verhandlungen mit der US-Justiz hatte VW zugegeben, mit Abgasanlagen Behörden und Kunden jahrelang betrogen, Umweltrecht verletzt und die Justiz belogen zu haben. Der strafrechtliche Vergleich allein hatte ein Volumen von 4 Milliarden Dollar. Insgesamt kostete die Aufarbeitung der weltweit millionenfachen Abgasmanipulation Volkswagen bisher 30 Milliarden Euro.

Dem Konzern war von den US-Behörden unlängst ein zweiter Aufpasser zur Seite gestellt worden. Das ist das Ergebnis einer Vereinbarung, die VW mit der Umweltbehörde EPA geschlossen hat, um wegen der damaligen Vergehen nicht von öffentlichen Aufträgen in den USA ausgeschlossen zu werden. (dpa)

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