: Funkstille über Findorff
BÜRGERRUNDFUNK Ende 2009 wird das Bremer Studio von Radio Weser TV abgewickelt: Weiterhin ist unklar, wie und von wo die Nutzer des ehemals „Offenen Kanals“ dann senden sollen
Von Henning Bleyl
„Offiziell haben wir noch nichts gehört.“ Das ist die am häufigsten zu hörende Antwort, wenn man sich bei den Machern von „Radio Weser TV“ nach ihrer Zukunft erkundigt. Dabei ist es schon viele Monate her, dass der mittlerweile pensionierte Direktor der Landesmedienanstalt (LMA) eine folgenreiche Kündigung ausgesprochen hat: Die in Findorff gelegenen Studios des Bürgerrundfunks werden Ende des Jahres geräumt.
Damit steht die Frage im Raum, wie der Programmauftrag „Bürgerbeteiligung“ künftig praktisch umgesetzt werden soll. Ahmad Tavakkoli, der mit dem „Bremer Bunten Fernsehen“ vor 15 Jahren die erste Live-Sendung im damaligen Offenen Kanal produzierte, ist verunsichert: „Wir werden im Unklaren gelassen.“ Ein Umzug seiner stets mit Gästen arbeitenden Sendung nach Bremerhaven, wo Radio Weser TV seine Räume behält, sei logistisch keinesfalls leistbar. „Ich kann die Aufregung verstehen“, sagt LMA-Sprecher Sven Petersen – nichtsdestoweniger könne noch nichts Spruchreifes verkündet werden.
Klar scheint immerhin, dass den drei festen Mitarbeitern nicht gekündigt werden soll – möglicherweise müssen sie künftig in Bremerhaven arbeiten, wo sich bereits drei Kollegen in einem Büro knubbeln. Auch für die NutzerInnen besteht theoretisch die Möglichkeit, künftig von Bremerhaven aus zu arbeiten – oder in Steinkimmen, wo für das Umlandprogramm von Radio Weser TV eine kleine Außenstelle unterhalten wird. Der Masterplan besteht aber offenbar darin, das Programm künftig in den Privathaushalten der Nutzer produzieren zu lassen. Dafür wurde eigens eine Software entwickelt, die für Rundfunkzwecke durchaus tauglich sein soll.
Allerdings kamen längst nicht alle Nutzer in den Genuss einer entsprechenden Schulung. Die Macher der im House-Bereich ambitionierten „Highfidelity-Night“ beispielsweise gehörten nicht zu den Ausgewählten. Und was passiert mit denjenigen, die zu Hause weder über einen leistungsstarken PC verfügen noch in der Lage sind, ohne regelmäßigen Support eine Sendung zu erstellen? „Für diese Nutzer bemühen wir uns nach wie vor um eine Lösung“, sagt LMA-Sprecher Petersen. Konkreteres könne noch nicht gesagt werden.
Auf der User-Seite wiederum macht sich negativ bemerkbar, dass es noch nie einen Nutzerrat oder ein anderes Forum der kollektiven Interessenvertretung gab. Stattdessen diversifizieren sich jetzt die Perspektiven: Der Landessportbund (LSB), der seit Mitte der 90er das „Bremer Sport TV“ produziert, bemüht sich bereits erfolgreich um Alternativstandorte. „Wir haben ein großes Interesse daran, unser Programm nahtlos fortzusetzen“, sagt LSB-Präsident Peter Zenner, dessen Verband im Landesrundfunkausschuss mit Sitz und Stimme vertreten ist. Über Einzelheiten sei allerdings Stillschweigen vereinbart worden.
Wie sieht es bei den anderen aus? „Es herrscht kollektive Hilflosigkeit“, sagt Ulrike Jeschick, die früher die Sendung „Me Pa Am ...“ zum jüdischen Leben mitproduzierte. Am Mittwoch will der Landesrundfunkausschuss über die künftigen Strukturen entscheiden.