: Vernünftiges Verbrechen
Leichenwagen am Niederrhein gestohlen
Sonst ist Xanten am Niederrhein bekannt für seine römische Nachbaukastenwelt und als Heimatort des deutschen Recken Siegfried. Doch jetzt legt ein merkwürdiger Diebstahl die Stirn der Xantener Ordnungshüter in Falten: „Unbekannte stehlen Leichenwagen“, meldete dpa am Montag. Und die Wahl des entwendeten Gefährts lässt schon aufhorchen: „Das fällt ja auf“, sagte eine Sprecherin der Polizei gestern. Aber da, liebe Frau Polizei, liegt genau der Grund für das dann gar nicht mehr so mysteriöse Verbrechen. Wer den flachen, gleichförmigen Niederrhein kennt, weiß, dass dort der Konformitätsdruck besonders groß ist. Alles ist gleich platt, farblos und trist. Die Kopfweiden neigen sich traurig, wenn sie eine Besonderheit entdecken. Der bekannteste Künstler des Niederrheins, der Fett- und Fellguru Joseph Beuys, konnte davon ein Lied krächzen. Ausgerechnet ihm haben die tumben niederrheinischen Bauern und Volksvertreter nach seinem Ableben im nicht weit von Xanten entfernten Schloss Moyland eine Gedenkstätte errichtet. Nichts ist so morbid wie der Niederrhein. Da ist ein Leichenwagendiebstahl nur logische Konsequenz, um das Schönste am Niederrhein, die nächste Autobahnauffahrt, zu erreichen. Fahr, kleiner Leichenwagen, fahr weg in die weite Welt!
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen