: Bewahrer materieller Kultur
Zwei neue Bücher widmen sich Geschichte der deutschen Ethnologie
Sind die Fronten verhärtet, helfen keine Argumente mehr. Wie bei der Debatte über koloniale Raubkunst und die Rolle der Ethnologen dabei. Unstrittig ist, dass auch deutsche Ethnologen Mitschuld tragen am unrechtmäßigen Erwerb vieler Artefakte. Doch zur Differenzierung lohnt der Blick in zwei neue historische Bücher zum Thema: In „Warburg, der Indianer. Berliner Erkundungen einer liberalen Ethnologie“ (Wagenbach 2019, 176 S.) geht es dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp am Beispiel des berühmten Aby Warburg um eine Ehrenrettung der deutschen Ethnologie. 1896/97 diskutierte der deutsch-jüdische Kulturwissenschaftler Warburg in freier Atmosphäre in Berlin intensiv mit gleichgesinnten Ethnologen wie Franz Boas, die sich als Bewahrer der materiellen Kulturgüter bedrohter „Naturvölker“ verstanden. Auch H. Glenn Penny betont in „Im Schatten Humboldts. Eine tragische Geschichte der deutschen Ethnologie“ (C. H.Beck 2019, 287 S.) die humanistischen Motive von Sammlern wie Adolf Bastian; sie trugen Objekte aus der ganzen Welt zusammen, um ein „Laboratorium“ der Menschheitsgeschichte zu schaffen. Doch was mit hehren Ansprüchen begann, endet mit Wilhelm von Bode: Laut Penny degradierte der die ethnografische Sammlung als Generaldirektor der Berliner Kunstsammlungen von der Denkwerkstatt zum bloßen Schauort. (os)
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen