: Flüsse und Seen trocknen aus
Steinhuder Meer und Dümmer zu flach für Segelboote, Schifffahrt auf der Elbe kommt zum Erliegen
Von Sven-Michael Veit
Es mangelt an Wasser im Norden. In vielen Flüssen vor allem in Niedersachsen nähern sich die Pegelstände den Rekord-Tiefstwerten aus dem nicht enden wollenden Sommer 2018. Die beiden größten Seen des Landes, das Steinhuder Meer und der Dümmer, drohen auszutrocknen. Die beiden Seen sind in weiten Teilen bereits für Segelboote zu flach.
Besonders folgenreich ist die Situation auf der Elbe oberhalb des Stauwehrs Geesthacht. Dort wurde die Berufsschifffahrt vollständig lahmgelegt, ebenso auf dem Elbe-Lübeck-Kanal und dem Elbe-Seiten-Kanal. Zudem ist auch das Schiffshebewerk Scharnebeck bei Lüneburg außer Betrieb, weil es bei den niedrigen Wasserständen nicht mehr schadlos betrieben werden kann. Mindestens 60 Binnenschiffe liegen deshalb östlich von Hamburg fest, allein vor dem Stauwehr Geesthacht warten fast 50 Schiffe auf ihre Weiterfahrt.
Denn das große Sperrwerk, das den Tideeinfluss der Nordsee begrenzt, ist defekt. Einer der Dämme ist an mehreren Stellen unterspült und muss repariert werden. Ursache dafür könnte der gesunkene Wasserstand sein, der die Strömungsverhältnisse an der Staumauer geändert haben soll. Für die Reparatur musste nach Angaben der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Hannover „der Wasserdruck vom Damm“ genommen werden.
Der Wasserspiegel wurde oberhalb von Geesthacht um einen halben Meter abgesenkt. Von der Sperrung ist das komplette Hinterland des Hamburger Hafens betroffen. Etwa drei Dutzend Frachtschiffe warten auf ihre Weiterfahrt, darunter sind auch mehrere Containerschiffe. Vermutlich bis Freitag sollen die Sanierungsarbeiten am Sperrwerk andauern.
Am Montagnachmittag lag nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes der Pegel der Elbe bei Dömitz nur noch bei 13 Zentimetern, bei Boizenburg bei 20 Zentimetern. In Neu Darchau pendelt die Autofähre „Tanja“ zwar noch immer über die Elbe, aber wie lange noch ist ungewiss. Im vorigen Sommer hatte die Fähre wegen der anhaltenden Trockenheit von Juli bis September ihren Betrieb einstellen müssen. Pendler und auch SchülerInnen hatten bis zu 70 Kilometer lange Umwege in Kauf nehmen müssen.
Ähnlich ist die Lage bei den Fähren in Schnackenburg und Pevestorf. Das befeuert die seit Jahren andauernde Debatte über den Bau einer Elbbrücke, die weiterhin heftig umstritten ist.
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