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: MDR: störrisch und instinktlos

Störrisch und ziemlich instinktlos zeigte sich am Mittwoch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Zum anstehenden Jahrestag der rechten Krawalle von Chemnitz hat der Sender eine einstündige Dokumentation produziert. Darin kommt auch der in der Neonaziszene verwurzelte Rechtsextremist Arthur Oesterle vor. Oesterle war „Chefordner“ bei der vom Verfassungsschutz beobachteten „Bürgerbewegung Pro Chemnitz“, die bei den Ausschreitungen eine zentrale Rolle spielte. Mittlerweile ist Oesterle bei der AfD. Am kommenden Donnerstag will der MDR die Doku in einem Chemnitzer Kino der Öffentlichkeit vorführen – und hat Oesterle dazu auf ein Podium eingeladen. Die heftige Kritik, die es deshalb gab, mochte der Sender nicht ernst nehmen – bis Redaktionsschluss am Mittwoch hielt er an der Einladung für Oesterle fest, schreibt Sarah Ulrich (Seite 18).

In kaum eine deutsche Stadt kommen so viele ausländische WissenschaftlerInnen wie nach Dresden. Als die Stadt wegen Pegida ab 2014 in die Schlagzeilen geriet, sorgte sich die Leitung der renommierten TU um den Ruf des Standorts – und positionierte sich seither immer wieder für Weltoffenheit. Lina Verschwele beschreibt in einer Nahaufnahme, wie die Stadt versucht, weiter für ForscherInnen aus aller Welt attraktiv zu bleiben – und wie die Universität einem möglicherweise wachsenden Einfluss der AfD entgegensieht (Seite 4–5).

Menschen in den Osten holen, das will auch Carolin Schönwald – auch jene, die ursprünglich dort herkommen. David Rutschmann berichtet über die junge Brandenburgerin, die junge Menschen aus der Region, die für eine Ausbildung weggezogen sind, für die Rückkehr gewinnen möchte (Seite 6). Ob das gelingt, ist für die Region von enormer Bedeutung: Es wird damit gerechnet, dass die weiter von Berlin entfernt liegenden Teile Brandenburgs bis 2030 8 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren.

Wie es mit der AfD nach den Wahlen im Osten weitergeht, darüber hat sich Sabine am Orde Gedanken gemacht. Sie glaubt, dass der extrem rechte Flügel um Björn Höcke und Andreas Kalbitz an Einfluss gewinnen wird. Die AfD sei heute „weiter denn je davon entfernt, eine klare Grenze zum Rechtsextremismus zu ziehen“ (Seite 12).

Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfolgt die taz bis zum 3. September mit einer Redaktion in Dresden. Alle Texte: taz.de/tazost

Christian Jakob