: Betroffene fordern Beteiligung
Opferverbände blieben bei der Aufarbeitung des Genozids an den Herero und Nama außen vor, kritisiert Aktivist Israel Kaunatjike
Der in Berlin lebende Herero-Aktivist Israel Kaunatjike vom Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ spricht am Sonntag während der Gedenkstunde am Mahnmal des Völkermordes an die Herero und Nama in Bremen. Kaunatjike fordert, VertreterInnen der Herero und Nama an den Verhandlungen zur Aufarbeitung des Völkermordes Anfang des 20. Jahrhunderts im damaligen Deutsch-Südwestafrika zu beteiligen.
Noch immer rede die Bundesregierung nicht direkt mit den Opfern, kritisierte der 72-jährige Nachfahre überlebender Herero. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen, Deutschland muss direkt mit den indigenen Völkern sprechen“, so Kaunatjike.
Deutsche Kolonialtruppen ermordeten Zehntausende Angehörige der Herero, Nama und anderer Ureinwohner. Auftakt für den Genozid im heutigen Namibia war die Schlacht von Ohamakari am 11. August 1904, bekannt als „Schlacht am Waterberg“.
Deutschland verhandelt mit der namibischen Seite über eine offizielle Entschuldigung für den Völkermord und eine deutsch-namibische Zukunftsstiftung, die Bildungs- und Forschungsprojekte fördern soll. „Die Erinnerung an den Völkermord ist zentral, die Opfer müssen immer in unseren Herzen bleiben“, sagt Kaunatjike. Erinnerung sei ein Teil der Versöhnung, doch die werde es nicht geben, wenn VertreterInnen von Opferorganisationen wie der „Ovaherero and Ovambanderu Genocide Foundation“ nicht an den Verhandlungstisch geholt würden. „Wir fühlen uns von der namibischen Regierung nicht richtig vertreten“, sagt Kaunatjike.
Zentral sei für die Opfer des Völkermordes auch eine offizielle Entschuldigung Deutschlands etwa durch eine Erklärung des Bundestages. „Darauf warten wir seit Jahren“, so Kaunatjike. Verbunden damit sei die Frage nach Reparationszahlungen, die getrennt von der Entwicklungshilfe für Namibia behandelt werden müsste.
Das Geld dürfe nicht der namibischen Regierung übergeben werden, denn die sei korrupt. Kaunatjike schlägt die Gründung eines Gremiums mit VertreterInnenn der Opferverbände vor, das Zahlungen und ihre Verwendung kontrollieren soll. Trotz der bestehenden Probleme sei schon viel erreicht worden. „Und wichtig ist, dass die Politik darüber redet.“ (epd/taz)
Gedenkstunde: Sonntag, 11 Uhr, Mahnmal im Nelson-Mandela-Park
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