Auch Laster machen zu viel Dreck

Bei Messungen der Umwelthilfe fiel jeder fünfte Lkw durch zu hohe Stickoxidwerte auf

Von Wolfgang Mulke

Die Abgasreinigungssysteme bei Transportern auf den Autobahnen sind häufig manipuliert oder defekt. Das ergaben Messungen der Universität Heidelberg im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Demnach fiel jeder fünfte der überprüften 141 Transporter durch auffallend hohe Schadstoffwerte auf. Insbesondere osteuropäische Spediteure schicken nach Angaben des Verkehrsexperten Axel Friedrich besonders schmutzige Lkw auf die Fahrt. „Wenn wir nichts tun, werden die Deutschen es auch tun“, sagt Friedrich. Anders als bei den Pkw, wo die Hersteller die Abgasreinigung manipulierten, sind bei den Lkw die Halter verantwortlich. Für die lohnt sich der Betrug an der Umwelt finanziell: Auf rund 1.000 Euro pro Jahr schätzt Andreas Mossyrsch vom Branchenverband Camion Pro den Vorteil, den eine manipulierte Abgasanlage einbringt.

Die Prüfung fand mit Hilfe der sächsischen Polizei auf Autobahnen statt. Dabei folgte der Messwagen gleichmäßig fahrenden Lkw und analysierte deren Abgasfahnen. Durch die Messung über mehrere Minuten bei konstanter Fahrt könne ein verlässlicher Emissionswert ermittelt werden, versichert Umweltphysiker Denis Pöhler von der Uni Heidelberg. Damit lasse sich feststellen, ob die Abgasanlage korrekt arbeitet, defekt oder gar manipuliert worden ist.

In vier Fällen leitete die Polizei Lkw zur Kontrolle auf den nächsten Parkplatz. Ein Fahrzeug stieß gut drei Mal so viel NOX aus wie erlaubt. Die Diagnosegeräte zeigten keine Besonderheiten der Anlage. Als die Experten die einzelnen Parameter per Hand überprüften, ergaben sich deutliche Hinweise auf eine manipulierte Software. Die veränderten Einstellungen sorgen dafür, dass die Einspritzung des für eine gute Reinigung benötigten Harnstoffs unterbunden wird. Die Kontrollsysteme an Bord werden dabei ausgetrickst.

Die Umwelthilfe kritisiert, dass die Lkw in Deutschland praktisch nicht auf die Einhaltung der Abgaswerte hin kontrolliert werden. „Fahrzeuge, die mit derart hohen Schadstoffemissionen die Luft vergiften, müssen sofort aus dem Verkehr gezogen werden“, fordert DUH-Chef Jürgen Resch. Er wirft dem Bundesverkehrsministerium Untätigkeit vor. In anderen Ländern würden wenigstens rudimentäre Kontrollen durchgeführt.

Es mangelt anscheinend nicht nur am Personal für systematische Überprüfungen. „Wir benötigen Messtechnik, damit wir bei einem Anfangsverdacht die Funktion der AdBlue-Anlage unkompliziert überprüfen können“, sagt Sven Krahner von der Polizeidirektion Chemnitz.