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Wohnungsmarktbericht: Die niedersächsische Landesregierung will den sozialen Wohnungsbau fördern. Der ländliche Raum soll dabei nicht vernachlässigt werden

In der Diskussion um immer teureres Wohnen sieht Niedersachsens Bauminister Olaf Lies Handlungsbedarf: Bezahlbar sollen die Wohnungen sein, gut angebunden, barrierefrei und klimafreundlich. „Die größte Herausforderung in Niedersachsen bleibt für die nächsten Jahre die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Hannover bei der Vorstellung des Wohnungsmarktberichts 2018/19. Das sei vor allem in den Ballungsgebieten, Universitätsstädten und wirtschaftlich starken Regionen zu spüren, aber auch auf dem Land.

Der Preisanstieg betrifft den Kauf von Häusern und Wohnungen ebenso wie die Mieten. Wer 2018 eine Eigentumswohnung in Niedersachsen kaufen wollte, musste dem Bericht zufolge 68 Prozent mehr bezahlen als noch 2010 – durchschnittlich 1.220 Euro pro Quadratmeter. Die Kaufpreise für ein gebrauchtes Ein- oder Zweifamilienhaus lagen im Mittel bei rund 190.000 Euro und damit um durchschnittlich 54 Prozent über denen von 2010. Bei den Mieten waren es 32 Prozent.

Es gebe immer mehr kleine Einkommen, aber immer weniger Sozialwohnungen, warnte Michael Kiesewetter, Vorstand der NBank, die den Bericht erstellt hat. Das Problem sei nicht, dass zu wenig gebaut werde, sondern zu stark renditeorientiert, erklärte Lies. Die Landesregierung will daher mit einem Förderprogramm von 400 Millionen Euro Anreize liefern, in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. Bis 2023 würden mit Finanzhilfen des Bundes insgesamt 1,7 Milliarden Euro bereitgestellt.

Die Landesregierung will so bis 2030 rund 40.000 neue Sozialwohnungen schaffen – pro Jahr rund 4.000. 2018 wurden allerdings nur 1.534 Sozialwohnungen gebaut, wie das Journal Rundblick Niedersachsen berichtete. Das gehe aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der AfD hervor. Die Grünen forderten darüber hinaus eine Landeswohnungsbaugesellschaft, Förderprogramme reichten nicht aus.

Lies mahnte zudem, den ländliche Raum nicht zu vernachlässigen. „Die Kernaufgabe ist nicht, die Stadt so attraktiv zu machen, dass wir das Land entvölkern“, sagte er. Wegen der steigenden Kosten in den Städten zögen Familien vermehrt aufs Land, daher müssten etwa der öffentliche Nahverkehr und schnelle Internetverbindungen dort ausgebaut werden. (dpa)

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