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Glanz und Gloria und Peanuts

Der Stiftungsrat des Berliner Humboldt Forums hat einen neuen Terminplan vorgelegt. Die Baukosten steigen, die Eröffnung ist für September 2020 geplant

Von Susanne Messmer

Jetzt ist es also raus. Europas größte Kulturbaustelle, das Prestigeobjekt Humboldt Forum, untergebracht in Berlins zumindest äußerlich rekonstruiertem Stadtschloss, wird zehn Monate später als geplant, im September 2020, eröffnen. Die Kosten steigen! „Wir reden hier sozusagen von kleineren Millionenbeträgen“, erklärte am Mittwochnachmittag der Bauvorstand der Stiftung Humboldt Forum, Hans-Dieter Hegener, vor versammelter Presse vor Ort. Konkrete Angaben könne er noch nicht machen, hieß es. In Insiderkreisen war von 20 Millionen Euro spekuliert worden.

Bereits am 12. Juni hatte die Stiftung Humboldt Forum nach einer Baustellenführung mitgeteilt, dass das Gebäude nicht wie geplant Ende 2019 „nutzungsfertig hergestellt“ werden kann. Schon damals ging ein Aufschrei durch Medien, Berliner Stadtgesellschaft und kulturinteressierte Kreise im ganzen Land. Kaum verwunderlich, denn das Humboldt Forum ist nicht nur eins der größten, sondern auch eins der umstrittensten Prestigeprojekte Europas. Als der Palast der Republik 2008 für das Schloss abgerissen wurde, war klar, dass sich jene durchgesetzt hatten, die nicht an die wechselhafte Geschichte der Stadt an diesem Ort erinnern wollten, sondern einzig und allein an Preußens Glanz und Gloria. Erst bei Baubeginn 2012 wurde bekannt gegeben, mit welchen Inhalten das Humboldt Forum überhaupt gefüllt werden sollte. Wieder hagelte es Kritik, denn in den Sammlungen der Berliner Museen, dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst, befinden sich Exponate, die von deutschen Kolonialherren erbeutet wurden. Bislang wurde hierzulande aber deutlich weniger über Rückgabeforderungen diskutiert und in Provenienzforschung investiert als etwa in Frankreich.

So ist zu erklären, dass die Verzögerung beim Bau des Humboldt Forums als großer Skandal hochgekocht wird. Das Ganze muss aber relativiert werden. Auch die Einweihung der Hamburger Elbphilharmonie erfolgte sechs Jahre später als geplant, am Ende stiegen ihre Baukosten auf 866 Millionen statt der ursprünglich veranschlagten 77. Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden hat vier Jahre länger gedauert als geplant, am Ende wurden dafür 440 Millionen Euro verschlungen statt 200.

Hinter den Kostensteigerungen steckt System: Erstens wäre es der Öffentlichkeit kaum vermittelbar, wenn Baukosten und -dauer von Anfang an realistisch überschlagen werden. Zweitens steht hinter Baustellen in dieser Größenordnung kein Privatinvestor, der pleitegehen kann, sondern ein Staat oder ein Land, was dann eben mehr Steuer­gelder ausgeben muss. So gesehen sind zehn Monate und 20 Millionen wirklich nur Peanuts.

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