piwik no script img

Schlägerei in JVA Tegel

Nach einer Prügelei mussten zwei Häftlinge ins Krankenhaus. Insassen beklagen schlechte Zustände

Von Peter Nowak

Dramatisch hörte sich die Pressemitteilung der Berliner Soli­gruppe der selbstorganisierten Gefangenengewerkschaft/bundesweite Organisation (GG/BO) an: Zwei Gefangene seien mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sieben Häftlinge am Dienstagnachmittag an einer Schlägerei in der JVA Tegel beteiligt waren. So hätten es Mitglieder berichtet.

Der Pressesprecher der Senatsverwaltung für Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Michael Reis, wiegelte jedoch ab. Er bestätigte der taz zwar, dass es in der JVA Tegel am Nachmittag während der Freistunden zu einer Schlägerei zwischen zwei Insassen gekommen sei und diese im Krankenhaus behandelt werden mussten. Allerdings seien sie nach wenigen Stunden wieder zurück in die JVA Tegel gebracht worden. Von einer Gruppenschlägerei konnte aus Sicht der Justizverwaltung auch keine Rede sein: Während der Auseinandersetzung seien zwar weitere Häftlinge dazugekommen. Die hätten sich aber nach dem jetzigen Erkenntnisstand nicht an den Auseinandersetzungen beteiligt, so Reis. Zurzeit ermittelt die Kriminalpolizei zu den Hintergründen der Schlägerei.

Die Mitglieder der Gefangenengewerkschaft in der JVA machten den Drogenkonsum für die Gewalt verantwortlich. „Die Leute werden total verwahrt und dann auch noch mit Drogen zugeballert. Solch eine Schlägerei ist dann natürlich die Konsequenz“, wird ein Häftling zitiert. Ein anderer Gefangener habe betont, dass in der Vergangenheit Insassen vor der ansteigenden Gewaltbereitschaft auf der Station gewarnt und sowohl Anstaltsleitung als auch Senatsverwaltung für Justiz zum Handeln aufgefordert hätten.

Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) wisse vom Drogenkonsum in der JVA-Tegel und greife nicht ein, so die Klage einiger Häftlinge. „Gewalt gibt es auch außerhalb von Gefängnissen mit und ohne Drogen. Doch im Knast können die Menschen nicht einfach woandershin gehen“, sagte Martina Franke von der Soligruppe der Gefangenengewerkschaft. Gleichzeitig stellte sie klar, dass die GG/BO nicht mehr Härte gegen Drogenkonsum im Knast fordere – man wolle Rechte der Gefangenen nicht noch weiter einschränken.

„Mehr Überwachung, Kontrolle und Isolation ist keine Lösung für gesellschaftliche Konflikte. Daher kritisiert die GG/BO das Gefängnissystem insgesamt“, betont Franke im Gespräch mit der taz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen