: Der Ladykiller
Brillant, wenn es um Komödien ging: Das Metropolis-Kino in Hamburg erinnert an den Regisseur Alexander Mackendrick
Von Wilfried Hippen
Kapitänswitwe Mrs. Wimmerforce freut sich, wenn ihr neuer Mieter und seine Freunde auf seinem Zimmer das „Menuett“ von Bocherini üben; dabei läuft hinter der Tür bloß eine Schallplatte – „Professor Marcus“ und die vermeintlichen Mitmusiker sind Schurken, die einen Raub planen. „The Ladykillers“ aus dem Jahr 1955 ist eine der besten Komödien des Jahrzehnts, Höhepunkt der Produktionen der Londoner Ealing Studios und einer der Filme, die Alec Guinness zum Star machten.
Inszeniert hat die so typisch britisch wirkende schwarze Komödie ein US-Amerikaner – wenn auch einer mit schottischen Eltern: Alexander Mackendrick wurde 1912 im neuenglischen Boston geboren, zog noch als Jugendlicher mit seiner Familie nach Schottland, wo er auch die Kunsthochschule besuchte. In England hatte der anfangs als Werbegrafiker arbeitende Mackendrick dann in den späten 1940er- und 1950er-Jahren mit einer Reihe von Komödien großen Erfolg – sie bilden das Gerüst der kleinen Werkschau, die im Juli nun das Hamburger Metropolis-Kino Mackenzie widmet. Seine fünf britischen Produktionen sind zu sehen, zum Abschluss dann auch „Ladykillers“ (26., 27., 29. + 30. Juli).
Den Auftakt aber bildet Mackendricks Debüt „Whisky Galore!“ aus dem Jahr 1949 (1., 2. + 3. Juli), der damals den ungleich biederen deutschen Verleihtitel „Freut euch des Lebens“ verpasst bekam: Auf einer schottischen Insel geht im Kriegsjahr 1943 ausgerechnet der Whisky aus – dann aber strandet ein Frachter, dessen Ladung die patenten Insulaner als vermeintlich herrenloses Strandgut einsammeln: fünfzigtausend Flaschen des begehrten Schnapses.
1951, in „The Man in the White Suit“ (6., 8., 10. + 14. Juli), arbeitete Mackendrick dann zum ersten Mal mit Alec Guinness zusammen: Dieser spielt einen Erfinder, der einen unzerreißbaren und Schmutz abstoßenden Anzugstoff erfindet – und damit prompt die gesamte sonstige Kleidungsindustrie gegen sich aufbringt.
Im Jahr darauf versuchte sich der Regisseur dann erstmals an einem dramatischen Thema: „Mandy“ (11., 16. + 17. Juli) dreht sich um ein gehörloses Mädchen, seine Eltern und den Versuch, ein möglichst „normales“ Leben zu führen. In Großbritannien gehörte „Mandy“damals zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres, auf dem Filmfestival in Venedig gab es dafür sogar den Spezialpreis der Jury. Später geriet der Film dann weitgehend in Vergessenheit.
Vergleichsweise oft zu sehen ist die Komödie „The Maggie“ aus dem Jahr 1953 (18., 20. + 24. Juli) – dahingestellt, ob das trotz oder wegen des wiederum recht albernen deutschen Titels geschieht: „Oller Kahn mit Größenwahn“.
Nach dem internationalen Erfolg von „Ladykillers“ scheint Mackendrick kaum etwas übrig geblieben zu sein, als nach Hollywood zu gehen: 1957 inszeniert er dort mit „Sweet Smell of Success“ – „Dein Schicksal in meiner Hand“ – eine böse, von der Kritik gefeierte Mediensatire, die an der Kasse floppte, um später zu einer Art Klassiker zu avancieren. Mit Mackendricks Hollywood-Karriere war es aber im Wesentlichen vorbei. Es folgten ein paar ziemlich erfolglose Streifen, sein Geld verdiente er am Ende am California Institute of the Arts in Los Angeles, wo er 1993 auch starb.
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