: 50 Jahre Stonewall
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist bunt. Aber was siehst du hier? Und was sieht der Mensch auf dem Bild? Denn klar, die auf dieser Seite abgebildete Person wird nicht nur betrachtet, sie schaut auch zurück. Als müsse sie wissen, ob eine Gefahr ausgeht von denen, die sie anschauen.
Der Fotografin Anja Weber gelingt es mit dem Projekt „Serious Game“, das vor zehn Jahren als audiovisuelle Installation in Zusammenarbeit mit 26 internationalen trans und homo Aktivist*innen entstand, den Blick hinter dem Blick einzufangen. Zu Recht. Denn die Abgebildeten müssen etwas verteidigen: ihr ureigenstes Ich. Das lässt sich nicht in Kategorien pressen, männlich, weiblich, die wie eingeschlagene Pflöcke und, so wird fälschlicherweise angenommen, verlässlich sind. Was aber ist, wenn männlichweiblich verschmelzen? „I am a developing human being“ – ich bin ein sich in der Entwicklung befindendes menschliches Wesen“, sagt eine*r der Porträtierten.
Der Themenschwerpunkt zum 50. Jahrestag des Protestes von Homosexuellen in New York nach einer Razzia im Stonewall Inn auf der Christopher Street, der der Schwulenbewegung ihre Initiationskraft gab, wird hier und auf den Seiten 20 bis 22 mit Porträts des Projekts „Serious Game“ bebildert. Denn die Schwulenbewegung hat mehr bewirkt als die Abschaffung des Paragraphen 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte. Sie hat auch die Frage nach sexueller Identität gestellt und die erschöpft sich nicht in zwei Variationen. „The binary system is the problem, nature in itself is diverse“ – das binäre System ist das Problem, die Natur an sich ist divers, sagt eine*r der Porträtierten.
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