: Zu Hause vor leeren Rängen
Die Wasserballer von Waspo 98 sind in der Endrunde der Champions League Letzter geworden. Zwar war es ein Heimturnier, aber zu den Waspo-Spielen kamen kaum Zuschauer. Trotzdem gab es ganz viel Lob
Von Christian Otto
Am Ehrgeiz mangelt es ihnen nicht. Die Wasserballer von Waspo 98 Hannover möchten nicht nur zu nationalen, sondern auch zur internationalen Elite gehören. Wer von den besten Teams Europas lernen will, lädt sie am bestens zu sich ein. Drei Tage lang war Waspo Ausrichter für das Final 8 – die Endrunde der Champions League im Wasserball.
Dabei gab es die zu befürchtenden Ergebnisse. Tore in Serie warfen in erster Linie die Teams aus Barcelona, Piräus und Budapest. Den letzten Platz des Turniers belegte der Hausherr, ohne ein einziges Spiel gewonnen zu haben. „Wir sind trotzdem in der Champions League angekommen“, sagt Waspo-Trainer Karsten Seehafer.
In Deutschland ist Wasserball eine Randsportart. In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien und Ungarn dagegen fiebern Tausende am Beckenrand mit. Das war auch in Hannover sichtbar: Das Finale am Samstagabend zwischen dem Sieger Ferencváros Budapest und Olympiakos Piräus war vor rund 1.700 Zuschauern ein umjubeltes Spektakel. Gastgeber Waspo dagegen musste als klarer Außenseiter die Mehrheit seiner Partien nachmittags austragen – vor spärlich besetzten Zuschauerrängen.
„Wer kann schon zu solchen Uhrzeiten in der Halle sein?“, fragt Waspo-Torwart Moritz Schenkel, der auch in der deutschen Nationalmannschaft spielt. Er hielt sehr gut, kassierte aber auch jede Menge Treffer. Schenkel war trotzdem stolz, dass er auf einer großen Bühne seiner Sportart spielen konnte.
Um ein so großes Turnier für die Stars der Branche ausrichten zu können, hat einer tief in die Tasche gegriffen. Den Etat der Veranstaltung von mehr als 500.000 Euro hat vor allem Karsten Seehafer getragen. Er ist bei Waspo Cheftrainer, Funktionär und Mäzen in Personalunion. Ohne sein Engagement wäre eine Veranstaltung wie das Final 8 in Hannover kaum möglich. „Es wird kein Plus dabei rauskommen. Aber wir wollen unsere Sportart nach vorne bringen“, sagt Seehafer. Waspo ist 2018 Deutscher Meister geworden, 2019 Pokalsieger. Der Verein hat es geschafft, am Thron des Rivalen Spandau Berlin zu rütteln. So soll es weitergehen.
Waspo tut sich bei allem Erfolg und Elan dennoch schwer, Zuschauer aus der Region Hannover an den Beckenrand zu locken. Beim Final 8, dessen wichtigste Spiele dank der vielen Fans aus dem Ausland ausverkauft waren, haben offenbar zu hohe und wenig familienfreundliche Eintrittspreise den „normalen“ Zuschauer abgeschreckt. Daraus will Waspo lernen und mehr in die Öffentlichkeit drängen.
Das geht über Siege und Titel am besten, mit Hilfe des Final-8-Turniers auch. Mit Poltereien eher weniger. Waspo-Präsident Bernd Seidensticker nennt den Deutschen Schwimmverband „unfähig“, weil der aus seiner Sicht viel zu wenig für den deutschen Wasserball tue. Solche Sätze sorgen zwar für Schlagzeilen, bringen die Sportart in der Sache aber kaum voran. Sie lenken eher davon ab, dass Waspo 98 für seine Rolle als Gastgeber des Final 8 mit Lob überschüttet worden ist.
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