gilets jaunes: Die gelbe Armeewird keineChance haben
Es ist ruhig geworden in der Gegend um das Pariser Prinzenparkstadion. Kein Wunder, das Turnier ist vorbei. Die WM? Nein, Roland Garros. Der Sandplatz, auf dem sich dieser spanische Tennisspieler am Sonntag seinen 12. Sieg bei diesem Grand-Slam-Turnier, den French Open, geholt hat, ist nur ein paar Meter entfernt von dem Stadion, in dem am Montag Argentinien Vizeweltmeister Japan ein 0:0 abgerungen hat. Die Buden in der Stadt, in denen Tennisklamotten mit dem Logo des Turniers verkauft wurden, sind abgebaut. Und doch wird immer noch über Tennis gesprochen in der Hauptstadt.
In der Bar, in der ich jeden Morgen einen eigentlich ziemlich ungenießbaren Kaffee zu mir nehme, unterhalten sich drei Männer, die das Viertelfinale zwischen Alexander Zverev und Novak Djokovic live im Stadion gesehen haben. Sie sind immer noch beeindruckt von der Geschwindigkeit der zweiten Aufschläge des Serben in diesem Spiel. Dann unterhalten sie sich über diesen spanischen Seriensieger, über den sie alles wissen, wie er aufgewachsen ist, warum er mit rechts schreibt und mit links spielt und warum sein Onkel Toni nicht wollte, dass er Fußballer wird, obwohl er das doch auch so gut können soll.
Ich höre kurz weg und versuche, meinen Kaffee so zu trinken, dass man mir nicht ansieht, wie er mir schmeckt. Als ich die Männer wieder belausche, geht es um Rugby. Am Samstag findet im Stade de France im Pariser Vorort St. Denis das Finale der Top-14-Meisterschaft statt. Toulouse gewinnt, da sind sich die drei sicher, sie freuen sich auf dessen Fans, die immer eine gute Stimmung machen. „La Yellow Army de Clermont“ („die gelbe Armee von Clermont“) geben sie jedenfalls keine Chance.
Und übrigens: Sebastian Vettel ist ein Trottel. Jetzt sind sie bei der Formel eins. Der könne gar nicht Auto fahren. So wie Thibaut Pinot nicht Rad fahren könne. Der habe zwar bei der zweiten Etappe der Dauphiné, kurz für Critérium du Dauphiné, einer Rundfahrt durch die Französischen Alpen, bergauf mächtig in die Pedale getreten, aber wer glaube, dass er bei der Tour de France im Juli auch nur den Hauch einer Chance hat, der verstehe nichts vom Radsport. Drei Wochen, das kann der nicht. Die Etappe gewann übrigens der Belgier Dylan Teuns.
Dann blicken sie sich ernst an und gedenken Tony Parkers, des französischen Basketballers, der nach 18 Jahren und vier Titeln in der NBA seine Karriere beenden wird. Einer der Größten sei das gewesen, auf einer Stufe mit dem zweifachen Judo-Olympiasieger Teddy Riner.
Die Männer sind ohne Zweifel Experten, denke ich und frage sie, wer für sie Favorit auf den WM-Titel ist. Keine Ahnung, sagt einer, er interessiere sich nicht so sehr für Sport. Mit Sport haben auch die beiden anderen wenig am Hut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen