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Eindeutige Verhältnisse

Am Wochenende demonstrieren in Hildesheim bis zu 3.000 Menschen gegen einen Aufmarsch von 17 Neonazis

Von Reimar Paul

Die Zahlen sind eindeutig: 1.500 (Polizeiangaben) bis 3.000 (Zählung der Veranstalter) Teilnehmer*innen der „Herz statt Hetze“-Demo gegen 17 Neonazis. Die Partei „Die Rechte“ hatte Sonnabend in Hildesheim zum Aufmarsch geblasen. Das örtliche Bündnis gegen rechts und der DGB organisierten eine Gegendemo.

Diese versammelte sich vor einer Kirche, wo Redner dazu aufriefen, sowohl gegen die Versammlung der Rechten als auch bei der Europawahl ein deutliches Zeichen zu setzen – für Demokratie und soziale Gerechtigkeit, gegen rechten Populismus und Verschärfungen in der Asylpolitik.

Kaum setzte sich der Demozug in Bewegung, stoppte er schon: An der Spitze hatten sich mehr als 100 Antifa-Leute auf die Straße gesetzt. Der Lautsprecherwagen habe leider einen Platten, hieß es. An dieser Stelle sollten zwei Stunden später auch die Rechtsextremisten vorbeikommen. Viele der Demonstrant*innen blieben stehen, andere liefen weiter, um sich die Reden bei der Abschlusskundgebung anzuhören.

Erst nach gut einer Stunde begannen Polizist*innen, die Blockade zu räumen. Es ging dabei relativ entspannt zu und es dauerte. Für die inzwischen vom Hauptbahnhof los gelaufenen Rechten gab es dort kein Durchkommen, sie wurden von der Polizei umgeleitet, hielten noch eine spontane Kundgebung ab und zogen schließlich ab, zurück zum Bahnhof.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben mehrere Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche Blockierer eingeleitet. Hildesheims Polizeichef Uwe Ippensen bedauerte anschließend, „dass einige Personen ihr Recht auf Versammlungsfreiheit dazu missbraucht haben, andere an diesem Recht zu hindern“.

Der parteilose Oberbürgermeister Ingo Meyer erklärte, es sei nicht möglich gewesen, die Aktion der Rechten zu verhindern. Die Stadt verhängte dafür allerdings Auflagen: So durften die Teilnehmer nicht uniformiert demonstrieren.

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