meinungsstark:
Manchmal kommt eine Pointe
„Witzig, aber auf die gemütliche Art“, taz vom 25./26. 5. 19
Wer auf intellektuellen Anspruch gemeinhin verzichten mag, der wird mit den sogenannten Satiresendungen des deutschen Fernsehens gewiss reichlich versorgt und erheitert. Woran sich das deutsche Publikum in der Tat durchweg gewöhnt hat, ist das regelmäßige Lachen auf (eigenem?!) Durchschnittsniveau, nicht zuletzt aufgrund einer tradierten Einfalls- und Witzlosigkeit der Unterhaltungsbranche.
Nur hin und wieder durchbricht eine Pointe die geistige Dunstglocke und ermüdende Antizipation; und was dann eventuell noch an Inhaltsqualität fehlt, wird virtuos mit Provokanzquantität wettgemacht. So ist und bleibt Humor eben wohl oder übel, wenn man trotzdem lacht. Einen Witz auf die gemütliche Art als Satire zu bezeichnen, das geht allerdings selbst als Euphemismus zu weit. Matthias Bartsch, Lichtenau
Druck auf NGOs wird wachsen
„Gegen den Antisemitismus von BDS ohne Wenn und Aber, fordert Volker Beck“, taz vom 16. 5. 19
Es ist naiv von Volker Beck zu argumentieren, dass es für NGOs, die eine Zweitstaatenlösung unterstützen, kein (zusätzliches) Problem geben wird, denn erstens unterstützt nicht mal die israelische Regierung eine Zweistaatenlösung und zweitens wird der Bundestagsbeschluss gegen Boycott, Divestment, Sanctions (BDS) benutzt werden von der israelischen Regierung, um die NGOs (weiter) zu schwächen und Druck auf die deutschen Unterstützer und Stiftungen auszuüben.
Aber nach all dem Debattieren und Diagnosestellen über die Natur der gewaltfreien BDS-Bewegung ist es höchste Zeit, einmal ein Interview mit einem der Gründer der BDS-Bewegung, zum Beispiel Omar Barghouti, zu führen, und/oder auch anderen palästinensischen BDS-Unterstützern wie Abdallah Abu Rahmah aus Bil’in im Westjordanland, der dort am gewaltfreien Kampf gegen die israelisch Besatzung teilnimmt und die beide international anerkannte Menschenrechtsaktivisten sind, oder auch mit Raji Sourani, Direktor des Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte im Gazastreifen, oder Issa Amro, dessen Freilassung Amnesty International fordert. Die direkt von Besatzung und Verdrängung Betroffenen müssen zu Wort kommen, denn es ist nutzlos, immer nur über sie zu reden, aber nie mit ihnen. Manuela Kunkel, Stuttgart
Die Natur diktiert uns ihre Gesetze
„Die Anti-Öko-Tugendwächter“, taz vom 16. 5. 19
Prinzipiell stimme ich Annette Jensens These zu, dass es nie um ein Totalverbot, sondern um Maßhalten und Besteuerung ging. Allerdings relativiert sie das im Text dann fast bis zur Unkenntlichkeit. Aber Treibhausgase entfalten ihre Wirkung unabhängig davon, von wem, aus welchem Grund und mit welcher Motivation sie erzeugt wurden. Daher müssen alle Verursacher*innen, Wirtschaft, öffentliche Hand und Privatleute, gleichermaßen zur schnellen Reduzierung beitragen. Um das ohne ein diktatorisches Regime zu erreichen, sind positive Vorbilder gerade durch Prominente eminent wichtig und insofern legen die Gegner leider zu Recht den Finger in die Wunde, auch wenn sie ansonsten völlig daneben liegen.
Der Flugreisenkonsum der grünen Klientel muss sich auch drastisch verringern und man muss auch gut gemeinte Projekte wie Aufbauhilfe in Südafrika ganzheitlich betrachten und anders organisieren, wenn der Schaden durch die Flüge den Nutzen konterkariert. Daran ändern auch ein paar Euro an athmosfair oder dergleichen wenig. Die Natur lässt nicht mit sich handeln, sie diktiert uns ihre Gesetze. Wir müssen Wege finden, damit auch sozial gerecht umzugehen, notfalls mit einer Art privatem Emissionshandel. Werner Behrendt, Oldendorf
Effektiver als eine Bombe
„Der Staat als Beute“, taz vom 25./26. 5. 19
Was in der Wolfsschanze misslang, tat im virtualisierten Ibiza nun seinen Dienst. Wie die Reportage der taz zeigt: rechtzeitig. Diese effektive Bombe kostete nicht ein Menschenleben. Wolfgang Beywl, Ostermundigen
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