: Comeback in Holland
Bei EU-Wahl legen Sozialdemokraten zu
Es wäre eines der bemerkenswertesten Comebacks der letzten Jahre: Ausgerechnet die „Partij van de Arbeid“ (PvdA), die bei den niederländischen Parlamentswahlen 2017 drei Viertel ihrer Sitze verlor, scheint bei den Europawahlen nun vorne zu liegen. Das geht aus den Nachwahlbefragungen im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders NOS hervor. Demnach verdoppeln die Sozialdemokraten ihren Anteil von 9 auf 18 Prozent, was 5 der 26 niederländischen Sitze im EU-Parlament entspräche. Der Brexit würde ihnen gar einen 6. bescheren. Die Niederländer hatten bereits am Donnerstag ihre Stimmen für die Europawahl abgegeben.
4 Sitze entfallen demnach jeweils auf die Regierungsparteien CDA (derzeit 5) und VVD (3), gefolgt von GroenLinks (2) und der neuen rechtspopulistischen Partei „Forum voor Democratie“ (FvD) mit jeweils 3 Sitzen. Die rechte „Partij voor de Vrijheid“ (PVV) könnte von 4 auf 1 fallen.
Die offiziellen Ergebnisse werden erst am Sonntagabend erwartet. Weil dies schon seit Jahren für Diskussionen sorgt, veröffentlichte neben dem öffentlich-rechtlichem Rundfunk auch die Initiative GeenPeil zusammen mit dem Meinungsforscher Maurice de Hond eigene Hochrechnungen. Sie basieren auf Freiwilligen, die zu 732 der 9.340 Wahllokalen gingen, deren Vorsitzende nach dem Zählen das Ergebnis öffentlich vorlesen müssen. Auch hier die gleichen Ergebnisse, nur die PVV schafft es demnach nicht ins Parlament.
Der Zuwachs der PvdA in den Niederlanden wird dem sogenannten „Timmermans-Effekt“ zugeschrieben. Der frühere Außenminister, der gerne die Nachfolge Jean-Claude Junckers als Kommissionschef antreten würde, war der bekannteste Kandidat der 16 teilnehmenden Parteien.
Die Wahlbeteiligung lag mit gut 41 Prozent nicht nur deutlich über der von 2014 mit 37 Prozent, sondern war auch die höchste seit 30 Jahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen