: „Soul Kitchen“-Gelände kurz besetzt
Aktivist*innen machten auf die seit Jahren brach liegende Fläche aufmerksam. Die Stadt will nicht verhandeln
Von Till Wimmer
Rund 200 Menschen haben am Samstag die Brachfläche um das Ex-„Soul-Kitchen“-Gelände in Wilhelmsburg besetzt. Mit 15 Bussen und Bauwägen fuhren die Aktivist*innen auf die 10.000 Quadratmeter große Fläche in der Industriestraße und verteilten Flyer. „Seit Jahren schauen wir dabei zu, wie diese Fläche unbenutzt brach liegt und sich vonseiten der Eigentümer*innen kein Interesse zeigen lässt, sie trotz ihrer kulturellen Vergangenheit für das Viertel wieder nutzbar zu machen“, heißt es darin. Um ein Uhr Nachts forderte die Polizei die Besetzer*innen dazu auf, das Gelände innerhalb von drei Stunden zu räumen. Dem leisteten sie Folge.
Das Gelände gehört der Stadt und wird von der Sprinkelhof GmbH verwaltet. Die anliegende „Soul-Kitchen“-Halle wurde zwischen 2010 und 2012 als Veranstaltungsort genutzt, bis das Bezirksamt sie wegen Einsturzgefahr sperren ließ. Das im Anschluss entstandene Freiraumlabor „Soulvillage“ nutzte die Fläche als Veranstaltungsort und Garten. 2013 wurde auch dieses Projekt von politischer Seite gestoppt. „Wir sind unabhängig von bisherigen Aktionen entstanden“, betonten die Besetzer*innen am Samstag. Dennoch habe man sich vom „Soulvillage“ inspirieren lassen.
Auch der Mangel an Wagenplätzen in Hamburg sei ein Grund für die Besetzung gewesen: In Wilhelmsburg gäbe es viele Menschen, die aus ideellen oder pragmatischen Gründen in Bussen und Wägen leben. „Aufgrund der hohen Mieten sind manche von uns dazu gezwungen“, erzählt einer der Besetzer. „Das ist die letzte Stufe vor der Obdachlosigkeit.“ Um der Demonstration für bezahlbares Wohnen einen konkreten Schritt hinzuzufügen, sei die Besetzung auf den Tag des Mietenmoves gelegt worden. Die Forderung der Aktivist*innen an die Stadt, Verhandlungen aufzunehmen, blieb unbeantwortet.
Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, hat die Stadt als Grundstückeigentümerin mittlerweile Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen